Irrwege statt Verkehrswende. Eine Glosse

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Susanne Borée Editorial in der Frühlingshoffnung

Kommentar zur Mobilität von Susanne Borée

Sie machen die Straßen bunter und erscheinen geradezu als Osterüberraschung – wenn sie jetzt im Frühling vielerorts in frischen Farben erstrahlen: Die nett aufgemalten Fahrräder auf manchen Asphaltstreifen. Offiziell heißen sie ein wenig farbloser „Piktogramme ohne Schutzstreifen“. Sie zeigen an, wo sich Fahrräder in freier Wildbahn bewegen könnten. 

Ein konsequentes Konzept für eine Verkehrswende lässt auf sich warten. Das Volksbegehren für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur im Freistaat legt das bayerische Innenministerium erst einmal dem Verfassungsgericht des Landes zur Prüfung vor, obwohl im November 2022 mehr als genug Unterschriften dafür erreicht wurden. Der Aus- und Umbau würde zu teuer – und damit den Staatshaushalt mehr betreffen als erlaubt. Und dies gehe über die Landesgesetzgebung hinaus.

Fahrräder werden immer mehr auf den Straßen und gefährden damit die Sicherheit. Rechtsabbiegende Fahrzeuge können wirklich nicht im Blick behalten, dass im toten Winkel ihrer „guten Seite“ noch andere Menschen unterwegs sind! Der Schulterblick war ja schließlich eine Schikane aus der Fahrschule – ebenso wie blinken.

Dabei gilt die Regel, dass bei zu geringer Fahrbahnbreite eben die Schwächsten das Nachsehen haben! Dann sind keine Schutzstreifen neben starken Motoren mehr möglich. Schließlich schlängeln sich auch Fahrräder rücksichtslos durch den Verkehr, weil sie es unverschämter Weise eilig haben! Und die Piktogramme könnten mehr verunsichern und verwirren: Inwieweit sind sie rechtsgültig? 

Es reichen doch auch eigene Routen für Räder – oft ein wenig länger, da dies den Bewegungsmangel ausgleicht. Fehlt nur eine entscheidende Beschilderung dienen sie als kleine Irrwege! Auch so gelangen Farbe und Spannung ins Leben. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ heißt es in Psalm 31,9 – von Zweirädern war da doch keine Rede! Und von Vierrädern?