Österliche Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn. Der Herr hat mich wieder stark gemacht. Mein Mund lacht über meine Feinde. Denn ich freue mich über deine Hilfe. Keiner ist so heilig wie der Herr, denn es gibt keinen Gott außer dir. Der Bogen der Starken wird zerbrochen, die Schwachen aber bekommen neue Kraft. Die Satten müssen sich ihr Brot verdienen, die Hungrigen aber sind den Hunger los. Die Unfruchtbare bringt sieben Kinder zur Welt, doch das Glück der Kinderreichen schwindet. Der Herr tötet und macht lebendig, er führt ins Totenreich und wieder heraus. Der Herr drückt nieder und richtet wieder auf. Den Geringen zieht er aus dem Staub, den Armen holt er aus dem Dreck.
1. Sam 2, 1–8a (BasisBibel)
Hanna singt. Sie singt ein Lied, nachdem sie ihren dreijährigen Sohn im Tempel abgegeben hat. Ein Abschied, voller Schmerz wegen der großen Liebe, die sie für ihr Kind empfindet. Samuel heißt ihr Sohn. Er wird ein großer Prophet für das Volk Israel werden. Davon ahnt Hanna an diesem Tag noch wenig. Der Abschiedsschmerz ist zu groß.
Schmerzen hat Hanna in ihrem Leben schon viele erfahren. Sie ist eine von zwei Frauen eines Mannes namens Elkana. Während die andere Frau, Kinder gebärt, ist Hanna kinderlos. Ihre Bitterkeit, ihre Trauer und ihre Verzweiflung führt sie in den Tempel von Schilo. Dort betet sie zu Gott. Und Gott erhört sie. Hanna wird schwanger und gebärt ihren Sohn Samuel. Ein Wunder für sie. Drei Jahre später bringt sie ihn in den Tempel, in dem sie erhört wurde.
Und Hanna singt. Sie singt ein Loblied auf Gott, dem sie noch mehr zutraut. Mehr noch als die Hilfe, die er ihr erwiesen hat. Sie singt von einer Welt, die unvorstellbar scheint. Damals und auch heute. Keine Unterdrückung von Schwachen mehr, kein Hunger, keine Unfruchtbarkeit.
Von einer Welt, die unvorstellbar scheint, singt im Jahr 2024 die deutsche Sängerin Soffie. Sie singt von einer Welt, in der immer Frühling ist. In der kein Hunger herrscht. Sie singt von einem Land, in dem jeder willkommen ist. Hanna und Soffie singen. Sie singen von Welten, die schwer vorstellbar scheinen. Hannas Hoffnung hat ihren Ursprung in ihrer eigenen Erfahrung mit Gott. Gott hat ihr ein unglaubliches Geschenk gemacht – von dem sie nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Sie macht die Erfahrung, dass Gott ihr hilft. Diese Erfahrung lässt sie hoffen, dass Gott noch mehr kann, als er ihr in ihrem Leben gezeigt hat.
Hanna glaubt daran, dass Gott die Welt aus den Fugen heben kann. Dass Gott die Machtverhältnisse verändern kann, für den nichts unmöglich ist.
Hanna und Soffie singen. Sie singen von Welten, die unvorstellbar scheinen. Welten, in denen immer Frühling, in denen immer Ostern ist. Denn Ostern feiert mit Jesu Leben, seiner Liebe zu den Menschen auch über die Grenzen der Gesellschaft, dass einzelne Menschen und Gott die Welt verändern können. Und mit Jesu Auferstehung wird wahr, was Hanna singt. Die Welt ist auf einmal eine andere. Der Tod als Ende des Lebens ist nun ein Neuanfang. Ostern erzählt von einer Welt, die unvorstellbar scheint. Von einer Welt, in der immer Frühling ist.
Pfarrerin Barbara Krauße, München