Engel die den Weg zu Gott weisen, Teil 1

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Engelweg der Autobahnkirche Geiselwind
Manuela Strohofer mit Erzengel Raphael, der mit einer Kerze Trost spendet. Foto: Bek-Baier

An der Autobahnkirche in Geiselwind entsteht ein Engelweg, der auch Fernstehende anspricht

Die Autobahnraststätte Geiselwind, an der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg gelegen, fällt durch vieles auf. Das Markanteste ist seit 20 Jahren die Autobahnkirche, die mit ihrem Turm inmitten der Gebäude gut sichtbar ist. Daneben liegt ein Festivalgelände auf dem schon mal tausende von Fernfahrern zu einem Gottesdienst zusammenkommen oder sich 20.000 Motorradfahrer zu einem Festival versammeln. Auf diesem Areal entsteht eine neue „Attraktion“: einen Engelweg.

„Wir sind hier an der Autobahn für die fernstehenden Menschen, die wenig oder gar keinen Bezug zu Gott haben“, sagt Manuela Strohofer. Wir, damit meint sie sich, ihren Autohof, die dazugehörige Erlebniswelt und die Autobahnkirche. Die Betreiberin des großen Areals an der Autobahn A3 zwischen Nürnberg und Würzburg ist engagierte Christin. „An unserem Erlebnisgasthof können die Menschen auch Gott und sein Wort erleben. Darum habe ich überall auf dem Gelände Punkte gesetzt, wo Menschen die Begegnung haben können“, sagt die Unternehmerin. Das neueste Projekt ist ein Engelweg der einmal zwölf Engel-Skulpturen haben wird. Gerade sind vier weitere entstanden.

Fernstehende ansprechen

„Wenn ich sehe, wie viele Menschen zu den vielen Veranstaltungen zu uns kommen und wie wenig Christen da dabei sind, macht mich das traurig.“ Die Erlebniswelt bietet Bogenschießen, einen Kletterwald, ein Indianerdorf und Übernachtung im Tipi. Dazu finden hier jährliche mehrere Großkonzerte statt. Normalerweise kommen Anfang August an vier Tagen zwischen 20 und 25 tausend Biker, Motorradfahrer zu einem Festival. „Die kommen nicht alle in die Kirche, aber die tummeln sich überall“, weiß Strohofer. „Wir müssen dahin gehen, wo sie zelten, wo sie feiern oder klettern in der Erlebniswelt. Und wenn da vielleicht ein Engel steht der sie anspricht, werden sie neugierig.“ Das ist ihr Hauptanliegen, Menschen neugierig zu machen, sie hinzuführen zu Gott, zu Jesus Christus.

Das ist auch der Grund warum sie und ihr inzwischen verstorbener Vater, Anton Strohofer, die Kirche hier mitten hinein in die Anlage gebaut haben. Anton Strohofer baute den größten Autobahn-Rasthof Deutschlands: Drei Tankstellen, eine Autobahnkirche und eine Veranstaltungshalle. Die Kirche wurde von den Strohofers privat gebaut und finanziert sich bis heute durch Spenden. „Wir haben sie mitten hinein in das Geschehen gesetzt, um die Menschen daran zu errinnen: Man darf Spaß und Freude im Leben haben, aber es gibt noch mehr!“, ist sie überzeugt. „Um ein erfülltes, gelingendes und glückliches  Leben zu haben gehört für uns Jesus Christus und sein Wort dazu.“ 

„Diese zwölf Engel sollen Menschen die null Bezug zu Gott und seinem Wort haben erreichen“, so die Initiatorin des Weges. Engel erschienen ihr dazu sehr geeignet. „Engel sind in allen großen Weltreligionen als Boten Gottes anerkannt.  Im Judentum, Christentum und Islam. Auch im Buddhismus gibt es sie. Meine Suche galt immer dem Verbindenden der Religionen.“ 

Die überzeugte Katholikin hat
die  Autobahnkirche von Anfang an als eine ökumenische Kirche gedacht. „Wir sind hier auf der Raststätte und dem Erlebnishof interkulturell. Zu uns kommen Menschen jeglicher religöser Herkunft“, weiß sie. „Mit dem interreligiösen Engelweg gehe ich einen Schritt weiter über die christliche Ökumene hinaus. Trennendes gibt es genug und ich wollte einen Kontrapunkt setzen.“ Zu Engel habe jeder irgendeinen Bezug, „spätestens wenn er in Not ist.“ 

Einfach eine Kirche gebaut

Als Manuela Strohofer vor 20 Jahren zum katholischen Bischof ging und ihm stolz berichtete, „Wir haben auf unserem Autohof eine Kirche gebaut“, muss der sehr entsetzt reagiert haben. „Man darf nicht einfach eine Kirche bauen, hat der Bischof mir damals gesagt. Das habe ich nicht gewusst“, sagt Strohofer heute lachend. „Sonst hätte ich natürlich vorher gefragt.“ Wer weiß, vielleicht könnte man dann jetzt nicht das 20. Jubiläum planen. Das soll wegen Corona nun im nächsten Jahr begangen werden.

„Wir müssen als Christen mit dem Wort Gottes doch dahin gehen, wo viele Menschen sind, wir können nicht mehr warten, bis sie zu uns in die Kirche kommen“, ist Strohofer  seit jeher überzeugt. Daher hat sie vor mehr als 20 Jahren eine Ausbildung zur „Wortgottesdienstleiterin“ abgelegt und darf nach katholischem Recht selbst Gottesdienste halten. 

Das tut sie auch ausgiebig. Bekannt ist vor allem der Pfingstgottesdienst geworden, zu dem tausende von Truckern, Fernfahrern, kommen und den sie seit Jahren mit dem evangelischen Pfarrer und Liedermacher Johannes Matthias Roth aus Nürnberg gestaltet. „Es sind hier schon wundersame Dinge geschehen“. Bei jedem Truckerfest finden Trauungen und Taufen in der Autobahnkirche statt. Jeden Sonntag werden evangelische und katholische Gottesdienste der örtlichen Gemeinden gehalten. 

Strohofer spielt gerne mit den Möglichkeiten, Menschen auf die Botschaft Christi aufmerksam zu machen. So liegen an verschiedenen Orten auf dem Hof Gebete und Segenssprüche aus. Einige der Hotelzimmer haben ihre Türe auf die Empore der Autobahnkirche. „Da sind schon die tollsten Dinge passiert“, erzählt Strohofer. Nachts habe einmal ein Pärchen aus den neuen Bundesländern sein Zimmer gesucht und landete in der Kirche. „Das Altarbild strahlt in der Nacht. Dann waren die so angenehm überrascht, dass der Mann der Frau einen Antrag gemacht hat. Sie haben dann hier in der Kirche geheiratet. Er ist in die evangelische Kirche wieder eingetreten. Sie hat sich taufen lassen.“ Die Ortsgeistlichen übernehmen in so einem Fall die Kasualie. 

Manuela Strohofer ist eine engagierte Christin. „Ich bin Unternehmer, nicht Unterlasser“, zitiert sie ihren vor zwei Jahren verstorbenen Vater, Anton Strohofer, der ebenso eingestellt war. Diesen Eindruck gewinnt man von der energiegeladenen Frau auch. „Wir müssen andere Orte suchen um andere Menschen zu gewinnen für die beste Botschaft.“ Das Areal und der neue Engelweg eigen sich ihrer Meinung nach dafür hervorragend.

„Es war immer klar, dass es zwölf Engel werden, denn zwölf ist eine heilige Zahl – auch für mich persönlich.“ Grundlegend war ein Buch des Benediktinerpaters Anselm Grün, in dem er die Zahl auslegt und auch über die zwölf Engel schreibt, die zum Teil Vorlage für

den Weg geworden sind. Bei dem Altar in der Autobahnkirche seien auch die zwölf Stämme Israels angelegt, die zwölf Apostel und die zwölf Tore Jerusalem, so Strohofer.  

Der Weg führt barrierefrei von der Autobahnkirche über das Festivalgelände in ein kleines Wäldchen, an dessen Ende sich eine Mariengrotte befindet, und wieder zurück zur Kirche. Wer zur Grotte läuft geht automatisch an den Engeln vobei. An jedem Engel soll eine Sitzgelegenheit entstehen. Es gibt zu jedem Engel eine Meditation. Es soll ein seelsorgerlicher und therapeutischer Weg für Menschen sein, die auf der Suche sind. Ihr Vater hatte die Idee zu seinen Lebzeiten aufgegriffen und bereits fünf Engel aufgestellt. Nun sind im Auftrag Strohofers an vier Holzkünstler weitere vier Engel entstanden. 

Als Manuela Strohofer eine Sitzbank mit einem integrierten Engel von der Künstlerin Res Hofmann sah, entstand die Idee zu den Kettensägen-Skulpturen.

=> Ein Engel, der Trost spendet