Lebensbegleiter und liebenswerte Gesellen, Teil 1

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Natürlich kommt zu den kranken Bärenkinder der Nikolaus in die Bärwaldklinkik.
Natürlich kommt zu den kranken Bärenkinder der Nikolaus in die Bärwaldklinkik. Foto: Bek-Baier

Teddybären – mehr als nur putzige Kuscheltiere im Ordensschloss Mergentheim

Im Residenzschloss Mergentheim sind die Bären los. Noch bis zum 16. April 2023 präsentiert der Museologe und Bärenkenner Lutz Reike einen Großteil seiner umfangreichen Sammlung im einstigen Hauptsitz des Deutschen Ordens. In Vitrinen und in atemberaubenden Inszenierungen sind die Kuscheltiere nicht nur ausgestellt und warten auf kleine und große Schlossgäste, sondern erzählen auch bewegende Geschichten ihrer Besitzer.

Wenn Besucher vor einer Vitrine stehen bleiben und sagen ‚So sah mein Teddy aus‘, dann freue ich mich und weiß, die Ausstellung hat ihren Zweck erfüllt!“, sagt Teddysammler Lutz Reike aus Dresden. Ihm geht es vor allem um die Geschichten von Menschen mit ihren Teddybären. Rund 800 Teddybären umfasst seine stattliche Sammlung. Knapp 300 davon sind nun in einer Sonderausstellung „Teddybären“ im Residenzschloss in Bad Mergentheim, am Unterlauf der Tauber zu sehen.

Beziehung zu Biographien

„Jeder unserer Besucher bringt in die Ausstellung eine Welt der Erinnerungen, Gefühle mit Herz und Schmerz mit“, sagt Monika Menth, die Leiterin der zuständigen Schlossverwaltung. So „begrüßen“ den Besucher gleich am Eingang der Ausstellung Teddys auf alten Reisekoffern. Mondän und groß oder klein und abgenutzt weisen die Koffer auf verschiedene Reiseschicksale von Menschen hin – vom luxuriösen Reisenden, über den Soldaten im Krieg, bis hin zu Kindern auf der Flucht. Alle hatten einen Bären als Begleiter dabei. Fotos und kurze Erzählungen berichten davon und berühren den Besucher.

Ein eigener Raum der Ausstellung ist nur diesen Geschichten gewidmet, in denen Familien ihre eigene Geschichte mit den Bären erzählen, erläutert Reike. „Ich freue mich sehr, wenn immer wieder ,neue‘ Bären mit einer persönlichen Geschichte in meine Sammlung kommen“. Manche kamen weit herum: Teddy Karl war gar mit am Nordpol. Beweisfotos und Pelzmütze des Forschers, der ihn mitnahm sind natürlich als Beweis bei Karl in der Vitrine zu sehen.

100 Jahre Teddybär

Der Teddybär selbst hat auch eine interessante Geschichte. Vor 120 Jahren erblickten unabhängig voneinander in Deutschland und in den Vereinigten Staaten (USA) plüschige Bären das Licht der Welt. 1902 entwarf Richard Steiff, ein Neffe von Margarete Steiff, ein solches Stofftier mit beweglichen Gliedern. Allerdings wollte zunächst zu den Händlern kein Funke überspringen. 

Gleichzeitig wurden in den USA plüschige Spielzeugbären populär. Das kam so: Der amerikanische Präsidenten Theodore Roosevelt, ein leidenschaftlicher Jäger, soll auf einer Bärenjagd ein Bärenbaby verschont haben. Durch eine Spott-Karikatur in einer Zeitung wurden die Szene und der kleine Bär berühmt. Findige Spielwarenverkäufer schufen danach einen Plüschbären. Das war die Geburtsstunde des Teddybären, der nach Roosevelts Spitznamen benannt wurde. 

Da dadurch die Nachfrage nach den Knuddelbären in den USA rasant stieg, konnte Magarete Steif – nach anfänglichem Flop – schon 1903 rund 3.000 ihrer Bären nach Amerika verkaufen. Diese und andere Geschichten um den Ursprung der Teddys sind in einer Vitrine der Ausstellung mit Original Bären von damals zu sehen.

Der älteste Bär ist nur etwas jünger als die allererste Variante. „Ich bin stolz, einen Steiff-Bären aus dem Jahr 1905 mein Eigen nennen zu können. Auch er ist natürlich mit nach Mergentheim gekommen“, berichtet Reike.

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