Lebensbegleiter und liebenswerte Gesellen, Teil 2

386
Lutz Reike (1. Bild von links), Monika Menth von der Schlossverwaltung, Öffentlichkeitsreferentin Elfriede Rein und Ehefrau Claudia Reike an der Teddyseifenkiste.
Lutz Reike (1. Bild von links), Monika Menth von der Schlossverwaltung, Öffentlichkeitsreferentin Elfriede Rein und Ehefrau Claudia Reike an der Teddyseifenkiste. Foto: Bek-Baier

<= Zum 1. Teil

Ein Schiff für den Enkel

Eine dieser Geschichten ist die, wie Reike selbst zum Bären kam: Es war im Jahr der großen Elb-Flut 2002, als  auch das Stadtmuseum in Dresden überflutet worden war. Reike, Museologe im Museum, war für einige Zeit gezwungen zuhause zu bleiben. Er baute für seinen Enkel ein großes Piratenschiff mit 2,50 Meter Länge aus Pappmaschee und Maschendraht. „Für so ein großes Schiff war natürlich auf Dauer kein Platz in unserer Wohnung“, berichtet Reike. Er bot es einer Ausstellung als Leihgabe an. Nun brauchte er aber eine Besatzung: „Da habe ich die ersten zwölf ‚Mann‘ Besatzung auf dem Dresdener Trödelmarkt angeheuert.“ Alles Bären! Spätestens da sprang der Sammlerfunke über und Reike baute seine Sammlung weiter aus.

Im Gewölbe im Erdgeschoss des Schlosses tummeln sich die meisten der ausgestellten Bären in mehreren Sälen und unter den steinernen Bögen. Da sind kleine Szenen von Bären in Seifenkisten und Tretautos zu sehen, aber auch Vitrinen zu verschiedenen Themen, wie Lieblingsbären oder Bärenarten der Welt und Umweltschutz. Beeindruckend sind aber die großen, ja gewaltigen Installationen: Ein lebensgroßer Eisbär mit mehreren Metern, ein Zeppelin, ein Bärenkrankenhaus und eine Unterwasserlandschaft mit U-Boot. Alles spezielle Anfertigungen. 

„Ohne die Bären in der Natur gäbe es die Teddys nicht“, so Reike weiter. So widmet sich eine Abteilung der Ausstellung den echten Bären in freier Wildbahn und deren Plüschabbildern: Ameisenbären, Nasenbären, Pandabären und andere. Reike möchte damit den Schutz der Tiere weltweit unterstützen.

Nicht nur in der Sonderschau im Erdgeschoss, sondern auch in der Dauerausstellung des Ordensschlosses sind an verschiedenen Orten Bären zu entdecken. „Ich finde es wichtig, dass die Teddyausstellung auch die Geschichte des Hauses aufgreift“, sagt Leiterin Menth. So kann man neben Teddys im Kaufmannsladen, in der Puppenstubenabteilung, einen berittenen Napoleonteddy mit Leibgarde im Residenzsaal und ein großes Ritterturnier sehen.   

Bärige Ritter

Monika Menth ist angetan: „Die knuffigen Bären als Ritter zu präsentieren, ist eine tolle Idee. Damit wird eine einprägsame Verbindung zur Geschichte des Deutschen Ordens geschaffen.“ Die Ritterszene wurde eigens für das Residenzschloss erstellt. Die Entwürfe sowie die Produktion der Holzbauten hat Reike selbst vorgenommen, bei den Kleidungen hatte er Unterstützung von einer Schneiderin und die Kettenhemden aus Stoff stammen von einer älteren Dame, die sie für diese Szene häkelte.

Teddys im Kaufladen

„Puppenstuben und Kaufläden sind traditionell geschlechterspezifisch“, sagt Museumsleitern Menth. „Die Mädchen sollten mit den Puppen die Rolle als Hausfrau einüben, Buben sollten im Kaufladen auf das Geschäftsleben vorbereitet wer-
den. Teddybären jedoch sind geschlechtsneutral“, so Menth. Daher „betreiben“ einige Bären auch einen Kaufladen in der Dauerausstellung. Außerdem ist jeder Bär ansprechend und ein Freund des Kindes, ergänzt Reike. Ganz geschlechterunabhängig. „Sein Gesichtsausdruck ist meist ausdruckslos oder eher fragend: So als ob der Bär das Kind fragt, ,Wie geht es dir heute?‘“ Vielleicht ist diese Neutralität in der Mimik ein Geheimnis, warum Teddys die Fantasie anregen. „Wenn Kinder durch die Beschäftigung mit den Bären eigene Spiele und Geschichten erfinden, wird das Spielen noch interessanter für das Kind und die Wertigkeit noch größer“, sagt der Sammler.

Zum Mitnehmen gibt es auch einen Bären. An der Museumskasse kann für wenig Geld ein kleiner Plüschgeselle als Andenken oder Geschenk erworben werden, den Reike nach einer Kinderzeichnung hat anfertigen lassen: Zottelig, flauschig und mit typischen Gesichtsausdruck. „Genauso muss ein Bär aussehen!“, schwärmt Reike.

 

Residenzschloss Mergentheim, Schloss 16, Bad Mergentheim, Telefon 07931/123060, www.schlossmergentheim.de.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10.30 Uhr bis 17 Uhr. 24., 25. und 31.12. geschlossen.

Sonderführungen für Familien, jeweils 14.30 Uhr: Montag, 26. Dezember; Sonntag, 1. Januar; Freitag, 6. Januar; Sonntag, 29. Januar.

Sonderführungen für Kinder (5 bis 10 Jahre), jeweils 14.30 Uhr: Donnerstag, 29. Dezember; Samstag, 7. Januar, Samstag, 4. Februar.