Reich sein bei Gott

308
Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Erntedank

Jesus sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Lukas 12, 15–21

Was würdet ihr mit einem Millionengewinn im Lotto machen?“ Die Augen in der Konfirmandengruppe leuchten, die Ideen überschlagen sich: Eine Villa mit Swimmingpool. Ein Leben lang nicht arbeiten müssen. Eine Weltreise. Eine Garage voller schneller Autos. Alle sind sich einig: Als Lottomillionäre hätten sie ein für alle Mal ausgesorgt.

Das lebhafte Gespräch verstummt, als wir Jesu Gleichnis vom reichen Kornbauern lesen. Von einem, der unerwartet eine riesige Ernte eingefahren hat. Mit dieser Fülle klug umzugehen, Vorräte anzulegen, eine große Scheune zu bauen, damit der Reichtum lange reicht, ist für die jungen Leute absolut klug und vernünftig. Denn Speicher sichern doch Zukunft. Stauseen sind Wasserspeicher für Dürresommer. Gut gefüllte Gasspeicher haben letzten Herbst die Sorge um eine krasse Energiemangellage im Winter gedämpft. Warum kritisiert Gott also den, der Vorsorge trifft, als Narr, als Dummkopf?

Wir schauen noch einmal genauer in Jesu Gleichnis. Der Bauer redet nur mit sich selbst. Der sieht nur sich selbst, die eigene Ruhe und Bequemlichkeit, fällt den Jugendlichen auf. Der denkt gar nicht an andere, weder an die, die an der Ernte mitgearbeitet haben, noch an seine Familie oder Menschen, mit denen er teilen könnte. „Und was tut Gott?“ frage ich nach. Die Antworten kommen zögerlich. Er reißt den Reichen aus seinen Träumen. Er konfrontiert ihn mit dem Sterben. Er erinnert daran, dass das letzte Hemd keine Taschen und die letzte Wohnung keine Scheune hat. Und, fügt einer hinzu, er gibt ihm eine letzte Chance, sein Vorhaben zu verändern.

Einige Tage nach dem Gespräch in der Konfirmandengruppe. In der Nürnberger Stadtrandgemeinde feiern wir Erntedank. Auch dieses Jahr hatten die Bauern im Knoblauchsland ihre Scheunen großzügig geöffnet. Kistenweise schmücken Salat und Lauch, Karotten und Sellerie den Altarraum. Nach dem Gottesdienst wird das Gemüse gegen eine Spende abgegeben. Die Konfis sind mit Feuereifer dabei, schleppen Kisten, packen Gemüse in Tüten. Und freuen sich, wie sich das Spendenkörbchen füllt. Sie haben beschlossen: Die Spenden gehen an die Partnerkirche in Nicaragua. Dort benötigen die Familien dringend Silos. Damit der geerntete Mais nicht schimmelt und Vorräte angelegt werden können. Gegen die nächste Missernte, gegen den Hunger. Als die Spenden gezählt werden, leuchten die Augen der Jugendlichen. Reich sein bei Gott – so könnte es sich anfühlen.

Dekanin Berthild Sachs, Schwabach 

Gebet: Gütiger Gott,  wieder hast du alle und alles gesegnet. Die Ernte ist geglückt. Öffne unsere Herzen und Hände, damit wir annehmen, was du uns gibst. Damit wir erkennen, wie reich du uns beschenkst. Amen.

Lied 611: Danket Gott, danket Gott