Umwelt, direkt hinter dem Haus

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Editorial von Martin Ben-Baier, Chefredakteur des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Chefredakteur Martin Bek-Baier

Auf den großen Vorgarten am Weg zur Kirche und dem Pfarramt achte ich. Hier wird das Gras regelmäßig gemäht, es soll nicht zu hoch wachsen und nicht unordentlich aussehen. Allerdings warte ich darauf, wenn viele Wiesenblumen stehen, dass sie genug Zeit zum Blühen bekommen. 

Auf den ebenfalls großen, hinter dem Haus gelegenen Garten, achte ich auch – aber ganz anders. Hier wird seltener gemäht, so dass verschiedenste Wiesenblumen wachsen und blühen können. Da gibt es im Frühjahr und Sommer viel zu entdecken. Eingerahmt ist der hintere Garten von vielen Büschen und Sträuchern.

Seit einigen Jahren fällt es eklatant auf: Insekten werden immer weniger. Bei längeren Autofahrten im Sommer kleben sie kaum noch als „Unfallopfer“ an der Windschutzscheibe. Das Fenster abends bei Licht zum Lüften zu öffnen, ist gar kein Problem.

Ob mein halb verwilderter Hintergarten das Problem des Artenschwundes lösen kann? Eher nicht. Aber hier in meinem Garten merke ich Auswirkungen. Es schwirren kleine Wildbienen, flattern Schmetterlinge und Taubenschwänzchen herum, die aus Afrika kommen, um in meinem Garten zu leben.  

Der schönste Nebeneffekt ist, dass ich viele verschiedene Vogelarten beobachten kann. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zeichnet solche Gärten aus . Bewerben werde ich mich nicht. Ich brauche keine Plakette. Das Vogelgezwitscher ist mir Auszeichnung genug.

Das Sonntagsblatt hat als Jahresthema Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Artenschutz gewählt. Und dieses Thema taucht in unserem Blatt oft auf – sogar unabhängig davon. Der Landesbischof schreibt in seiner Kolumne, dass er Hoffnung für die Umwelt und das Klima sieht, weil sich viele Deutsche umweltbewusst zeigen. Es müsse nur mehr praktisch umgesetzt werden. Ich bin überzeugt,  wenn jeder an seiner Stelle achtsam ist, kann er einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten.

Nein, ich bin in ökologischen Dingen nicht überall ein Vorreiter. Als Lutheraner ist mir bewusst, ich bin Sünder – und begehe daher auch Umweltsünden. Ja, ich sehe, dass es viele Probleme gibt – auch außerhalb, im Ausland – an denen wir nichts ändern. Aber deswegen möchte ich dennoch achtsam sein, der Schöpfung – das heißt für mich der Natur und den Menschen – gegenüber.