Editorial im evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger über die Freundschaft
„Ja – dann musst du eben gehen, wenn du meinst!“, sagt die Frau in der TV Serie zu ihrer Freundin. Es ist klar, dass dies ein Abschied für immer werden könnte. Die Freundin nickt, dreht sich um und geht weg. Aus dieser Szene, aus dem Leben der Freundin. Jede geht ihrer Wege und macht weiter mit dem Leben.
Es ist nur eine kleine Szene gewesen, die ich da sah und die mich nachdenklich zurück ließ. Wie wäre es mit meinen Freundschaften? Könnte ich sie einfach so gehen lassen? Würde ich mich leicht umdrehen und ohne diese Person „einfach so“ weiterleben können? Sicherlich kommt es immer auch auf die Art der Beziehung an, die man miteinander hat und pflegt. Bei engen Freunden jedoch – wie es in diesem Ausschnitt zu sehen war – würde es mir schwer fallen, jemanden einfach gehen zu lassen.
Freundschaften sind etwas großartiges. Sie bestärken einen im Leben und kitzeln das Beste in einem wach. Sie können gütig sein, lustig oder tiefgründig. Manchmal zeigt sie sich, in dem man einen Kuchen vor die Tür gestellt bekommt und hin und wieder, dass einfach jemand neben einem sitzt und ein Taschentuch reicht.
Viele Menschen kann man toll finden. Nicht alle eignen sich zu dauerhaften Herzensverbindungen. Manche halten ein ganzes Leben, andere sind nur für eine kurze Zeit im Leben.
Ist also ein Zeichen von Freundschaft, dem anderen auch immer die Möglichkeit zu geben, jeden Tag neu entscheiden zu können, ob es noch „passt“? Und wenn das Gegenüber – aus welchen Gründen auch immer – beschließen würde, heute eine Freundschaft zu beenden: Wäre es ein letzter Akt der Zuneigung, sie oder ihn in diesem Tun zu bestärken? Ihn „sein zu lassen“?
Es würde mir schwerfallen, eine Freundin oder einen Freund „einfach so“ gehen zu lassen.
Enge Verbindungen gehören zu meinem Leben dazu und ich pflege sie. Oder um mit den Worten aus Jesus Sirach zu sprechen: „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, der hat einen Schatz gefunden.“
Ja – Schätze sollte man hegen, pflegen und wertschätzen.
Doch vielleicht gehört es auch dazu, dem anderen einen weiten Raum und Freiheit zu geben. Damit Freundschaften weiter wachsen und gedeihen können.