Christuszeugen

241
Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über das Bekenntnis des Petrus

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister – , wo wirst du bleiben? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt Fels.    

Johannes 1, 35–42

Vor einigen Tagen brannten sie wieder: Die Johannesfeuer. Sie werden sechs Monate vor Weihnachten entzündet und erinnern an Johannes, den Täufer. Er war der große Vorläufer von Jesus. Wie die Nadel eines Kompasses weist er von sich weg unbeirrt auf Jesus „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ lautet seine Botschaft. Der Maler Matthias Grünewald hat dies auf seinem Isenheimer Altar unübertroffen ins Bild gesetzt. 

Vielleicht standen Sie in Colmar schon einmal davor. Da ist der Gekreuzigte zu sehen. Johannes steht unter dem Kreuz und deutet mit überlangem Zeigefinger auf Jesus. Er nimmt sich ganz zurück, damit Jesus groß herauskommt. Darunter steht: „Er muss wachsen. Ich aber muss abnehmen.“ Damit wird Johannes zum Urbild und Vorbild der Christuszeugen. Seine Predigt war ein aufrüttelnder Bußruf. Sein Auftreten war höchst provozierend. Er tat es, um Menschen wieder auf Gott aufmerksam zu machen. Johannes sah in Jesus die Erfüllung der alttestamentlichen Ansagen. Er erkannte: Jesus ist Gottes Brückenschlag in diese Welt. In ihm begibt sich die Liebe Gottes in die menschliche Wirklichkeit hinein. 

Gott macht sich auf die Suche nach dem Verlorenen. Jesus ist der große Lastenträger. Sein Kreuz ist der Schuttabladeplatz der Welt. Dort darf Kaputtes und Zerstörtes abgelegt werden. Die Sünde zieht eine Vernichtungsspur durch die Welt. Heillosigkeit, Entfremdung und Trennung des Menschen von Gott ist die Folge. Das Kreuz von Jesus durchkreuzt diesen zerstörerischen Weg. Es ist die entscheidende Weichenstellung zum Leben nach dem Entwurf Gottes. 

Spätestens bei der Taufe Jesu wurde es Johannes klar: Dieser Jesus ist der Messias. Das bezeugt er. Zwei Johannesjünger machen sich aufgrund seines Hinweises auf den Weg zu Jesus. Indem sie sich auf die Begegnung einlassen, werden sie zu Findenden. Die Finderfreude wird zum Antrieb ihres Lebens. 

Eine Christusbegegnung ist immer bewegend. Eine Kettenreaktion der Jünger kommt in Gang. Sie geht weiter bis in unsere Tage. Wer sich von der Liebe Gottes finden lässt, kann davon nicht schweigen. Er wird weitersagen und bezeugen, dass Jesus der Messias Gottes ist.

Michael Wehrwein, Dekan i. R., Lohr