Testlabor für aktiven Umweltschutz

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Bis in jedes Detail werden umweltverträgliche Lösungen gesucht, bis hin zu den Komposttoiletten. „Anfang und Wende“ steht auf den Türen als Programm. Foto: DEKT
Bis in jedes Detail werden umweltverträgliche Lösungen gesucht, bis hin zu den Komposttoiletten. „Anfang und Wende“ steht auf den Türen als Programm. Foto: DEKT

Kirchentag legt besonderen Wert auf Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz

Vom 7. bis 11. Juni findet der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg statt. Erwartet werden zu den 2.000 Veranstaltungen viele tausend Besucher.  Fragen der Nachhaltigkeit, des Klima- und Umweltschutzes – in kirchlichen Kreisen spricht man von der Bewahrung der Schöpfung – werden in Nürnberg eine große Rolle spielen. So versucht der Kirchentag mit Projekten wie dem Gläsernen Restaurant und „LogMob“ (Nachhaltige Logistik und Mobilität bei Großveranstaltungen) neue Standards in der Veranstaltungsbranche zu setzen. Das ist ein Thema für das Evangelische Sonntagsblatt, dass sich Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu einem Schwerpunkt für dieses Jahr gesetzt hat. 

Deutscher Evangelischer Kirchentag in Nürnberg ist ein Vorreiter in Sachen Umweltschutz, sagt Stefanie Rentsch, Studienleiterin des Deutschen Evangelischen Kirchentages bei einer Pressekonferenz zum Thema Kirchentag und Umweltschutz.  In Ihren Aufgabenbereich fällt das Umweltprogramm. Das Bekenntnis zu Bewahrung der Schöpfung soll beim Kirchentag nicht nur „heiße Luft“ bleiben, so Rentsch, sondern in Wort und Tat umgesetzt werden.  Das sei deswegen notwendig, denn eine Großveranstaltung wie der Kirchentag setzt Menschen in Bewegung und verbraucht viele Ressourcen. 

Ausprobieren und lernen

Der Kirchentag versteht sich als Testlabor für aktiven Umweltschutz, zugleich sind wir eine lernende Einrichtung. Das heißt wir wissen nicht alles besser, sondern probieren vieles aus und teilen auch unsere Erfahrungen“, erläutert die Studienleiterin. Mit dem Kirchentag wolle man daher sichtbar Verantwortung übernehmen für zukünftige Generationen und den Schutz der Umwelt.“ Es ist jetzt dringlicher denn je, auf Artenvielfalt zu achten, CO2 einzusparen, uns Gedanken zu machen, wie können wir für zukünftige Generationen nachhaltig Großveranstaltungen umsetzen. Reduktion von Treibhausgasemissionen, Anpassung an Folgen des Klimawandels – wie Hitzewellen – und auch nachhaltige Verpflegung sind die drei großen Bereiche bei denen der Kirchentag konkret handeln wird. Auch das Programm gehe intensiv darauf ein, denn man wolle den Menschen eine Plattform bieten sich über Nachhaltigkeit und Umweltschutz auszutauschen – für eine lebenswerte Zukunft. Rentsch lud ein, das „Zentrum Schöpfungsverantwortung“ zu besuchen. Erwartet werden Wirtschaft- und Klimaschutz­minister Robert Habeck, die Um­weltaktivistin Vandana Shiva und viele junge Stimmen, wie  von „Last Generation“ und „Friday for Future“.

Enno Nottelmann, Vorsitzender des Ständigen Ausschusses Umwelt berichtete von der EMAS Zertifizierung (Eco-Management and Audit Scheme), die Einführung eines europäischen Umweltmanagements, wurde bereits 2007 eingeführt. Seitdem wurden viele weitere Schritte angegangen. Die Themen Mobilität und Verpflegung hätten für den Kirchentag die größten Umweltwirkungen, weil ja zigtausende aus allen Himmelrichtungen alle zwei Jahre je an einem anderen Ort zusammenkommen. Klimafreundlichere und Fleisch reduzierte Kost für Besucher und Mitarbeitende sind ein Weg die Verpflegung umweltbewusst zu gestalten. Die Strategie lautet „Der Kirchentag ist grün und fair.“

„Unser Ziel ist 23 Prozent CO2 Emissionen im Rahmen der Mobilität des Kirchentages im Vergleich zu den letzten drei Kirchentagen einzusparen“, erläutert Christof Hertel, Mitarbeiter für das Projekt „LogMob“. Das Projekt „LogMob“ bedeutet nachhaltige Logistik und Mobilität bei Großveranstaltungen. Das Projekt wird vom Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.  

Fahrräder und E-Fahrzeuge

In „LogMob“ gehe es um die drei Vs: Vermeidung von Verkehr, Verlagerung und Verbesserung. „Wir sind der Erfinder des Veranstaltungstickets mit integriertem Ticket des Öffentlichen Nahverkehrs“, so Hertel. Der Kirchentag habe es bereits 1983 eingeführt. Auch ein Fahrradverleih sei beim Kirchentag schon seit vielen Jahren möglich, als das anderswo noch nicht üblich war. So könnten Besucher zwischen den Veranstaltungsorten umweltfreundlich pendeln. Neu sei, dass alle diese Bausteine nun in einem Konzept gebündelt werden. „LogMob“ soll entwickelt und künftigen Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. 

„Insgesamt gibt es 50 integrierte Verkehrsmaßnahmen, die wir durchführen“, erklärt der Projektleiter. Das geht an bei Fahrradkurieren, Lastenfahrrädern und führt bis zu Elektrofahrzeugen und Elektro-Lastwagen. „Wir haben unser Lager mit dem Katholikentag zusammengelegt“ um Ressourcen zu sparen. Man kann über eine Hybridbühne digital am Kirchentag teilnehmen. Bei ausländischen Gästen würden so klimaschädliche Flugreisen vermieden.

Gläsernes Restaurant

Jana Rottmann, Umweltreferentin des Kirchentags, stellte das Gläserne Restaurant vor, in dem täglich 1.000 vegetarische Mahlzeiten „schonend für Umwelt und sozialverträglich für den Menschen“ zubereitet und angeboten werden sollen. Man werde zeigen, dass sich „leckere Mahlzeiten und ökologisch sinnvolles Kochen nicht ausschließen“. Die Gerichte würden ausschließlich aus ökologisch, saisonalen, regionalen, angebauten und fair gehandelten Lebensmitteln hergestellt. 

Gläsern sei das Restaurant in zweierlei Hinsicht, man könne den Köchinnen und Köchen direkt über die Schulter schauen. Zum anderen wird die Herkunft und die Information über den Anbau der Lebensmittel transparent gemacht. „Zusammenhänge zwischen den Lebensmitteln und der Produktion, zwischen Einkauf und Welthandel, aber auch Ernährungsgewohnheiten und Auswirkungen auf Umwelt und Klima sollen sichtbar und erfahrbar werden. Neu sei, dass ein Teil der Lebensmittel über das bayerische Biosiegel eingekauft werden. Auf dem Sebalder Platz werde auch „Schmackhaftes aus geretteten Lebensmitteln“ zu haben sein.

„Bioverpflegung auf Großveranstaltungen – Informieren, Weiterbilden, Erleben, “ ist ein zweites Umweltprojekt des Kirchentages laut Rottmann.  Besucher sollen biologisches Kochen erleben können und Köchinnen und Köche können weitergebildet werden mit biologischen Produkten zu kochen. 

Auf dem Markt der Möglichkeiten haben sich 40 Stände unter dem Stichwort „Schöpfungsverantwortung“ angemeldet. Im Programm spiegelt sich das Thema Verantwortung für die Schöpfung in mindestens hundert Veranstaltungen wider.