Krönungsgottesdienst in alter Tradition

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Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Chefredakteur Martin Bek-Baier

Haben Sie auch die Krönung von König Charles III. und Königin Camilla im Fernsehen angesehen? Da waren Sie in guter Gesellschaft. Geschätzt 300 Millionen haben sie weltweit verfolgt.

Viele Menschen in Großbritannien kritisieren die Monarchie als überholt, undemokratisch und lehnten diese Zeremonie als zu pompös ab. Sie hat Millionen Steuergelder verschlungen. Darüber kann und sollte man diskutieren. Aber mir ist etwas anderes aufgefallen. Wenn man gut hingehört und hingesehen hat, merkte man sehr schnell, es ist ein Gottesdienst in dem Glaube und Glaubenssymbolik, aber auch innere Einkehr
eine große Rolle spielten. 

So konnte die ganze Welt zwar die gesamte Zeremonie sehen – außer die Salbung des Königs. Sie fand hinter einem Sichtschutz statt. Der König wurde dahinter in ein weißes Hemd gehüllt, als Zeichen der Gleichheit aller Menschen vor Gott. Als Grund, warum das hinter dem Vorhang, unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschah, wurde angegeben: Der König möchte für diesen intimen Moment allein mit Gott sein. Das klingt glaubwürdig, denn schon oft konnte man erleben und auch von ihm selbst hören, dass Charles gläubig ist.

Allerdings die Kommentatoren der ARD-Übertragung fand ich mehr als peinlich. Und völlig unverständlich war für mich die Äußerung des NDR-Experten für Religion, auf die Frage, was für ihn überraschend gewesen wäre: Ihn störte, dass der Gottesdienst so durchgehend christlich gehalten, ja sogar christuszentriert gewesen wäre. 

Da bleibt einem die Luft weg! Was denn sonst? Charles III. ist immerhin Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Aber genau das, empfand ich, wurde nicht besonders herausgekehrt und überhöht. 

Gnade und Barmherzigkeit Gottes waren Begriffe, die immer wieder gebraucht wurden. In diesem Krönungsgottesdienst wurde sich zurecht zu Jesus Christus als wahren Herrscher der Welt und wahren König bekannt. 

Charles III. versprach sein Amt als  Dienst für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt der Gesellschaft über alle Religionsgemeinschaften und Kirchen hinweg zu verstehen. Zudem waren Angehörige aller Kirchen, aber auch der Religionsgemeinschaften in die Liturgie eingebunden. Der Krönungsgottesdienst war christuszentriert? Ja, das war er! Gut evangelisch. Und das ist gut so!