Dein Reich komme

413
Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Zeitenwende und Endzeit

Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.

Lukas 17, 20–24

Zeitenwende – wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass wir solche herausfordernden Zeiten, Zeiten mit unberechenbaren Entwicklungen, unvorhersehbarem Verlauf und unsicherem Ausgang erleben wie derzeit? Klimakrise, Pandemie, Krieg in Europa mit globalen wirtschaftlichen Auswirkungen und Folgen für jede und jeden einzelnen von uns, das hatten wir in unseren doch so sicheren Wohlfahrtsstaaten nicht im Blick. Kein Wunder, wenn sich jetzt Endzeitstimmung breitmacht.

Wir können nicht erkennen, wann die Welt endet und Gottes Reich anbricht, so sagt es Jesus den Pharisäern. Wir können nicht eine Entwicklung beobachten, auf ein Ereignis deuten und sagen: Das ist ein Zeichen! In seiner Antwort an die Pharisäer weist Jesus auf sich selbst hin: Durch ihn ist Gott in die Welt
gekommen, er ist schon da, sein Reich ist schon angebrochen.

Auch wir können in unserem Leben Spuren dieses Reiches erkennen. Immer wieder erleben wir nicht nur kleine und große Katastrophen, sondern machen auch die beglückende Erfahrung von Kraft, die uns zuströmt, von Gemeinschaft, die mich trägt, und Versöhnung, die gelingt. Das gibt Mut und Hoffnung auch in schwierigen Zeiten.

Seine Jünger wiederum weist Jesus auf seine Wiederkunft hin, die
sie nach Leiden und Tod erwarten dürfen. Und dabei sollen sie sich nicht verunsichern lassen durch eine Zeit des NichtSehens, der Perspektivlosigkeit, sich nicht ablenken lassen von angeblichen Zeichen und Panikmachern von allen Seit-
en. Habt keine Angst, ihr werdet es sicher nicht verpassen, wenn ich wiederkomme! Diesen Blitz könnt ihr gar nicht übersehen, auch wenn er völlig unerwartet kommt.

Und mit den Jüngern dürfen auch wir hoffen: Jesus wird kommen in Herrlichkeit. Und die Welt, die wir kennen, voll Krankheit und Elend, voll Unrecht und Krieg, voll Gier und Gewalt wird zu Ende gehen. Völlig unvorhersehbar, ohne Vorzeichen, aus heiterem Himmel, so wie wir das sonst nur von Katastrophen kennen. Genauso plötzlich und unerwartet wird auch Gottes Reich kommen. Und die Erde verwandeln.

Das ist dann die freudige Überraschung, um die wir in jedem Vaterunser bitten: Dein Reich komme!

Karl-Uwe Rasp, Dekan in Bad Neustadt an der Saale

 

Gebet:

Herr Jesus Christus, nicht Furcht und Ängste sollen mich bestimmen, sondern Vertrauen und Hoffnung. Schenke mir dieses Vertrauen. Amen.

Lied 152:

Wir warten dein, o Gottes Sohn