Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt von Susanne Borée
Klingt ja interessant, dieser Vortrag, zu dem ich eine herzliche Einladung erhalten habe! Da fordere ich mir doch gleich den Zoom-Zugang dafür an. Ach Herrje, es wird da nur eine Raumnummer in einem Tagungshaus angegeben!
Längst kein Einzelfall mehr. Na gut, so interessant ist da mein Vortrag auch wieder nicht! In Corona-Zeiten war er doch nur drei Mausklicks anstelle einer weiten Anfahrt entfernt!
Die Sehnsucht nach Nähe ist nach der langen Zeit der Enthaltsamkeit bei direkten Begegnungen stärker denn je. Doch ist es nicht zu wenig, nur alte, eingefahrene Routinen wieder aufzunehmen?
Es lohnt sich doch einmal, ganz neu darüber nachzudenken, wo sie in Zukunft tragende Kraft entfalten können und wo sie sinnvoll zu ersetzen sind. Denn für mich stimmt es nicht, dass während der Corona-Zeit das Leben nur wie gelähmt weiterging. Es gab viele neue Impulse und Begegnungen, die nicht mehr an ein gemeinsames Umfeld gebunden waren, sondern Interessen bündelten.
Natürlich haben sich auch meine Augen gerade bei zu schnellen Wechseln zwischen Zoom-Konferenzen oft allzu rechteckig angefühlt. Dagegen nervten mich weder Bahnverspätungen noch Staus. Das erscheint mir nun als viel mühsamer. Muss ich mich wieder mit oft mühsamen Wegen abfinden? Wann sind reale Begegnungen besser und schaffen neues Leben?
Die Grenzen von technisch-realen Überkreuzungen weiteten den Horizont: Vor wenigen Wochen noch waren wir zu einem hybriden Konfirmations-Kaffeetrinken eingeladen: Zehn Menschen – so viel durften sich damals in einem Raum aufhalten – saßen um den Tisch zusammen. Weitere nahmen via Zoom daran teil. Das führte dazu, dass sich die realen Gäste untereinander unterhielten – und die Zoom-Teilnehmenden ebenfalls. Gespräche über Kreuz erforderten viel Konzentration. Spannend! Wie lässt sich das ausbauen?
Ein Treffen im Biergarten macht virtuell nicht wirklich Spaß. Aber auch nicht die Rückkehr zum Zoom-losen Leben. Welche Impulse aus der Corona-Zeit bleiben da?
Wie erleben Sie virtuelle und reale Begegnungen? Welche neuen Wege gibt es? Das ist für alle spannend! Schreiben Sie an s.boree@rotabene.de oder an die Postadresse Ev. Sonntagsblatt aus Bayern, Erlbacher Str. 104, 91541 Rothenburg/Tb. jeweils unter dem Betreff „Begegnungen“.