Das Neue erfahren

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Was war eigentlich das bahnbrechende Neue, das das Christentum der Menschheit brachte? Nach der Hoffnung auf das ewige Leben fallen mir vor allem ein: Das Mitgefühl und die Barmherzigkeit. Das sind Einstellungen und Handlungen, die von mir kommen müssen um einem anderen in Not zu helfen.

In den Stunden, in denen ich diese Zeilen schreibe, denken manche bei uns in Bayern nur an sich. Sie hamstern Nudeln und Klopapier, weil sie sich vor einem Virus fürchten. Sie ärgern sich, weil sie den Skiurlaub in Südtirol absagen mussten, weil sie nicht zu einem Fußballspiel oder einer kulturellen Veranstaltung gehen können.

Ich meine natürlich nicht jene, die krank sind, vom Virus oder anderen Leiden betroffen sind, oder zu den Personen gehören, die besonders schutzbedürftig sind. Sie brauchen nun unsere Fürsorge und Gebete mehr denn je.

Aber wenn uns diese Krisen eines deutlich machen, dann dass viele Menschen schnell mit zweierlei Maß messen, wenn es um sie selber geht. Wir sorgen uns sehr um uns selbst und sind schnell bereit andere, die unsere Barmherzigkeit brauchen, aufzugeben.

Einige fürchten sich vor einer neuerlichen Flüchtlingswelle. Sie verdrängen die Bilder von verzweifelten Menschen, die an der europäischen Außengrenze mit Tränengas beschossen werden, nur weil sie auf ihr Recht auf Asyl gehofft haben. Die evangelische und die katholische Kirche in Bayern haben die politisch Verantwortlichen zu sofortiger humanitärer Hilfe an der EU-Grenze aufgefordert. Nun sollen wenigstens einige Kinder herausgeholt werden. (Stand der Situation zu Redaktionsschluss).

Auch bei uns gibt es Gruppen die durch das Sorge-Netz des Sozialstaates fallen. Obdachlose oder in Deutschland illegal lebende Menschen dürfen von öffentlicher Seite keine Hilfe erwarten. Gerade hier springen Kirche und Diakonie mit vielen bewundernswerten Aktionen in die Bresche und helfen. Das ist gelebtes Evangelium.

Jesus Christus war ein Mensch, der mitten unter uns in der Welt mit allen ihren Schwächen und Gefahren lebte. Er war ein Mensch, der uns lehrte, sich um den Nächsten zu sorgen. Dabei wurde er auch recht deutlich. „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ ist eine Aufforderung, der man folgen kann, ohne sich selbst aufzugeben. Wenn wir als Christen dem folgen, dann wird sich die Welt verändern, dann muss sie sich verändern.