„Alles kein Wunder“

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Der kranke junge Dichter Heinrich (Silas Hutzler) wird von Schwester Ismene (Claire Hutzler) versorgt. Die leidende Clara (Nina Grillmayer) ist besorgt.
Der kranke junge Dichter Heinrich (Silas Hutzler) wird von Schwester Ismene (Claire Hutzler) versorgt. Die leidende Clara (Nina Grillmayer) ist besorgt. Foto: Riedel (FLT)

Sommerwandeltheater trotzt Coron

Bad Windsheim. Glück und Gefahren, Abschied und Ankunft, Weltgeschichte und kleine Schicksale verweben sich im ersten Sommerwandel des Freilandtheaters zu einem Reigen von Geschichten. Wie im Juni vorgestellt konnte es in diesem Jahr zur Pandemie keine große Bühne geben. Dafür ließ sich die Idee des Winterwandeltheaters aufnehmen: Kleingruppen von bis zu 24 Menschen suchen unter freiem Himmel und mit gebührendem Abstand untereinander zwei Stunden lang rund zehn Szenen auf. Diese wechseln im Verlauf der Wochen.

In ihnen geht es „im Grunde immer um das Eine“, so das Konzept, „um die Hoffnung darauf, dass die Welt besser wird, auch wenn uns immer wieder Schicksalsschläge und Enttäuschungen vom Gegenteil überzeugen wollen.“ Dabei griff das Freilandtheater auf seinen „Schaffensrath“-Fundus zurück. In den letzten Jahren stand die fiktive fränkische Gemeinde oft im Mittelpunkt der Aufführungen, die in den verschiedenen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts spielten. Teils entwickelten sie sich nun weiter. So spannt sich der Bogen vom Ersten Weltkrieg bis zur Jahrtausendwende.

Das Geschehen lebt vom Flair der verschiedenen Gebäude des Bad Windsheimer Freilandtheaters und der Requisiten. Gerade Oldtimer verschiedener Generation hatten immer wieder eine tragende Rolle inne. Die Besucher konnten schon anhand der Autos, aber auch mit Hilfe der Kleidung der Aufführenden raten, an welcher Station der Zeitreise sie sich gerade befanden. Die Zeit der Grippewelle nach 1918 durfte natürlich nicht fehlen.

Die Szenen verweben sich dann zwar nicht zu einer zusammenhängenden Geschichte, doch buchstabierten Herausforderungen  dieses „fränkischen Jahrhunderts“ – mit Geschichten über Liebe und Landflucht, über Gehorsam und Gerechtigkeit, über das Festhalten an der Tradition und die Sehnsucht nach Veränderung. Und es ging immer wieder um die Themen „Wahrheit und Lüge“ oder „Wahrhaftigkeit und Illusion“. Auch der gleichnamige Song zum Stück erlebt seine Wandlung durch die Zeiten. 

Die einzelnen Jahrzehnte und die Stationen liegen zwar im Freilandmuseum nicht allzu weit auseinander, doch sollte man gutes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung tragen, so die Organisatoren. An einem lauen Spätsommerabend war es natürlich auf den Pfaden „Schaffenraths“ besonders lauschig. Aber gespielt wird bei jedem Wetter – im Notfall also auch einen Schirm mitnehmen.

Die Vorstellungen finden mittwochs bis samstags bis zum 10. Oktober statt. Sechs Gruppen starten viertelstündlich zwischen 18 und 19.15 Uhr. Die Tour dauert zwei Stunden. Mehr Infos und Kartenbestellung, gerade für Vorstellungen mittwochs und donnerstags, online unter https://www.freilandtheater.de oder telefonisch unter 09106/924447.