Andacht: Gott kümmert sich

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. Da sprach Gott der Herr zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

aus 1. Mose 3,1–24

Das würde ich doch anders machen! Ich lass mich nicht von einer Schlange verführen. Und so sein wie Gott will ich doch auch nicht! Leicht dahin gesagt sind solche Sätze, aber stimmen sie wirklich? Unser Leben ist voller Versuchungen. Wir alle wissen, dass wir da nicht immer standhalten können. Es gibt so viele Dinge um mich herum, die ich nicht wage frei und offen anzusprechen, weil ich fürchte, dass …, ja was eigentlich? Dass ich dann schief angeschaut werde, dass ich dann nicht mehr „dabei“ bin, im erlauchten Kreis?

Und meine eigenen Fehler? Wie viel davon gebe ich zu? Oder vielleicht ist es dann doch nur so viel, wie es gerade passt, so dass nicht die ganze Wahrheit ans Licht kommen muss? Und wo versuche ich mich noch herauszuwinden aus dem Ganzen? Vielleicht komme ich ja doch ungeschoren davon?

„Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er“, ein Satz den man Martin Luther zuschreibt. Ja, Lügen müssen geklärt und angesprochen werden, sind auch deutlich mehr als „fake news“, bedrohen unser Miteinander.

Adam und Eva kamen nicht ungeschoren davon. Sie werden aus dem Paradies gewiesen. Sie wollten sein wie Gott. Die Erkenntnis folgt: Sie sehen, dass sie nackt sind. Das waren sie schon immer, aber jetzt merken sie es.

In unseren Verstrickungen des Lebens merken wir wie „nackt“, im übertragenen Sinn, wir sind. Wir kommen im Leben an Stellen, an denen wir uns nicht mehr selbst helfen können.
Bei all dem, was an dieser Geschichte fürchterlich ist – wir leben ja in Verhältnissen, die bei der Vertreibung aus dem Paradies so krass beschrieben werden, wie wir sie auch heute fast täglich beobachten – bei all dem bleibt eine Hoffnung: Im 21. Vers unseres Bibeltextes heißt es: „Und Gott der Herr machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.“

Gott kümmert sich also trotzdem noch. Er kümmert sich, obwohl er gerade eine riesige Enttäuschung mit den Menschen erlebt hat. Er gibt ihnen Kleidung und hilft ihnen zum Leben. Diese Einstellung sollte uns Christen prägen. Wir wissen, dass wir Schuld auf uns laden, aber Gott hilft uns wieder auf und kümmert sich um uns. Das zeigt uns die Paradiesgeschichte, das zeigt uns das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ im Neuen Testament. Gott lässt uns nicht allein. Welcher Trost.

Thomas Guba, Dekan in Bayreuth-Bad Berneck

Gebet:

Guter Gott, dein Erbarmen ist größer als ich es mir ausmalen kann. Obwohl ich gegen deinen Willen handle, mich selbst in den Vordergrund stelle, bist Du da und begleitest mich durch mein Leben. Dafür bin ich Dir dankbar. Amen.

Lied 347:

Ach bleib mit deiner Gnade