Wandel durch Wahl

843
Martin Bei-Baier Editorial Hintergrundbild Kraus

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt von Chefredakteur Martin Bek-Baier

Das Editorial zum Hören:

 

Und zum Nachlesen:

Es ist Herbst, die Blätter fallen. Das erinnert uns an den Wandel der Jahreszeiten und die stetige Veränderung im Lauf der Welt. Heute ist Wahltag. Es fallen vermutlich Entscheidungen, die unser aller Leben beeinflusst. Und ab morgen „fallen“ die Wahlplakate und werden abgenommen. Manche werden wie immer noch lange hängenbleiben, mitgenommen von Wind und Wetter, wie welkes Laub.

„Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen“, sagte einst der Meister der spitzen Zunge und der tiefgründigen Ironie, der Satiriker Loriot. Wir machen uns gerne lustig über Politiker. Wir ärgern uns sogar über die eine oder den anderen. Und doch brauchen wir Menschen, die die Rahmenbedingungen für unser Leben gestalten, die sich für Erhalt des Lebensstandards oder notwendige Veränderung einsetzen.

In dieser Wahl sind die Gegensätze groß. Auf der einen Seite warnen manche Parteien vor Veränderung, vor einem angeblichen Links- oder Rechtsrutsch. Aber auch wenn beim Schreiben dieser Zeilen der Wahlausgang noch nicht feststeht, eines ist sicher: Die Veränderung.

„Alles fließt“, sagte schon vor vielen tausend Jahren der griechische Philosoph Heraklit. Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Und doch fürchten sich viele Menschen davor. Lieber an Altgewohntem festhalten, als das Unbekannte wagen. Doch wünschen sich auf der anderen Seite  viele Menschen in diesen Tagen weitreichende Veränderungen, so stark, so ist mein Eindruck, wie schon lange nicht mehr bei einer Wahl.

Was hat die Kirche damit zu tun, was der Glaube? Ich denke, sehr viel! Auch wenn wir Christen das Kommen des Heilandes und ein Leben jenseits dieser Welt herbeisehnen, so leben wir doch noch mitten darin und sind laut Auftrag Gottes verantwortlich für diese Welt und das Leben unserer Nächsten, wie für unser eigenes.

Ich bin der Überzeugung, dass sich das Leben in der Welt und der Glaube an Jesus Christus nicht trennen lassen. Als Christ muss ich mich, ob Politiker oder Wähler, fragen, „Was entspricht den Werten die uns Gott gegeben hat?“

 Es gab vor einigen Jahren eine Jugendbewegung, die fragte „Was würde Jesus tun?“ Natürlich kann das keiner wirklich beantworten. Aber der Glaube gibt uns Antworten, was für uns und unsere Nächsten das Beste ist. Danach sollten wir uns richten.