Klaus Buhl prägte das Religionspädagogische Zentrum Heilsbronn seit 30 Jahren
Die „Integration der Medienzentrale ins Religionspädagogische Zentrum“ (RPZ), das war für Klaus Buhl ein wichtiger Meilenstein seines Wirkens dort in Heilsbronn. Seit 30 Jahren wirkte er in der Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Landeskirche im Bereich Religionspädagogik – davon die letzten zwei Jahrzehnte als Leiter des RPZ. Nun geht der 62-Jährige in den Ruhestand. Sein zweijähriges Enkelkind wartet schon auf ihn. Und ab September eine weitere Enkelin …
Der bisherige Direktor des Schulreferats im Kirchenkreis Nürnberg, Pfarrer Jürgen Belz, nimmt ab September Buhls Platz ein. Dem 54-jährigen Nachfolger ist es wichtig, dass die Bildungsarbeit der bayerischen Landeskirche unter den aktuellen Herausforderungen weiter voranzutreiben. Neben dem Reli-Unterricht entwickelt das RPZ auch etwa Konzepte für die Schulseelsorge, die Konfirmandenarbeit oder „eine gesellschaftsbezogene Bildungsarbeit“. Evangelische Christen können so „einen selbstbewussten Beitrag zum Leben in unserer demokratischen Gesellschaft leisten“.
Umzug der Medienzentrale und der Materialstelle
Klaus Buhl hinterlässt ihm ein gut geeintes Zentrum. Dabei gab es lange Zeit Bedenken gegen den Umzug der Medienzentrale nach Heilsbronn: Dann sei es schwieriger für Nürnberger Religionslehrende mal eben dort vorbeizugehen, so lautete lange ein Argument dagegen, wie Buhl im Zoom-Gespräch mit dem Sonntagsblatt zugab. Doch dies sei bald unwichtig geworden: Längst sind Online-Medien gängig, die sich von jedem Ort aus streamen oder herunterladen lassen.
Und selbst von Heilsbronn aus verschickbar sind. Da brauchte der Ort zunächst einmal selbst Glasfaser-Anschluss, um die Sorge auszuschließen, bei der Übertragung über die Kapazitätsgrenze zu kommen. Das ließ sich in „enger Verknüpfung mit der Stadt“ regeln, so Buhl.
Im Medienhaus am Marktplatz sind seit zwei Jahren auf rund 270 Quadratmetern Nutzfläche die Materialstelle des RPZ, die Evangelischen Medienzentrale Nürnberg (EMZ) und der Gymnasialpädagogischen Materialstelle (GPM) aus Erlangen zentriert. Das war nur ein gutes Viertel des bisherigen Raumbedarfs beider Materialstellen. Online-Angebote brauchen deutlich weniger Raum. Das von der markgräflichen Verwaltung 1720 gebaute Haus hat lange Zeit leer gestanden und verfiel, so dass es in Heilsbronn schon als „Schandfleck“ galt. Da Klaus Buhl selbst aus Heilsbronn stammt, ließ sich für ihn auch da vieles auf direkten Wegen regeln.
Digitale Neuausrichtung rechtzeitig vor Corona
Die digitale Neuausrichtung war rechtzeitig vor der Corona-Zeit in trockenen Tüchern. Und das war dringend nötig. Während der Zeit des Lockdowns hat das RPZ eine umfangreiche Sammlung von Arbeitsblättern, Filmlinks und kreativen Impulsen zur digitalen Religionspädagogik aufgebaut, wie im Oktober 2020 berichtet.
Klaus Buhl hat in dieser Corona-Zeit selbst intensiv gemerkt, „wie oft ich vorher unterwegs war“. Konferenzen in München beim Landeskirchenamt oder beim Kultusministerium waren Tagestouren – und schrumpften dank Zoom auf wenige Stunden zusammen. Denn nach allen Seiten ist er vernetzt.
Dabei vereint das Leben Buhls auch Grenzüberschreitendes: Nach seiner Ausbildung zum Pfarrer gab er selbst bald Religionsunterricht an einer Nürnberger Berufsschule, „da schon der Vater bei Siemens für die Lehrlinge zuständig war“ – Er überlegte gar, Englisch als Fach in der Berufsschule hinzuzunehmen, bevor es ihn dann nach Heilsbronn zog.
Konfessioneller Reli-Unterricht weiter bedroht
Doch der konfessionelle Religionsunterricht ist weiter durch Corona bedroht – dadurch werden die festen Lerngruppen durchbrochen. Außerdem fehlen Religionslehrende (siehe auch Seite 7). Buhl sieht eine Zukunft bei der kooperativen Form des konfessionellen Unterrichts. Will heißen: Mit Phasen, in denen Kinder und Jugendliche aller Konfessionen zusammen unterrichtet werden. Und andere Perioden, in denen sie wieder je nach Konfessionen getrennt sind. Da sieht er auch auf katholischer Seite „ein Entgegenkommen“. Denn dort gäbe es noch größere Probleme, genügend Reli-gionslehrende zu bekommen.
Neuaufstellung des „Reli“
Evangelische Pfarrer und Pfarrerinnen erteilen in Bayern normalerweise sechs Schulstunden Religionsunterricht – obwohl diese Regel auch nicht immer umzusetzen ist. Im Rahmen der Zukunftsprozesse PuK ist aber in Dekanaten durchaus verstärkt die Konzentrierung von Unterricht auf eine Person möglich – während die Kollegin etwa Schwerpunkte in der Seniorenarbeit setzt.
Gleichzeitig nimmt der Islamische Religionsunterricht endlich im kommenden Schuljahr als „reguläres Wahlpflichtfach“ an Fahrt auf – auch wenn es immer noch nicht Religionslehrende dafür gibt. Kooperative Formen mit Ethik und den anderen Religionen sind angedacht.
Modernisierung durch „RU 2026“
Der Prozess „RU 2026“, den der damalige Oberkirchenrat Detlev Bierbaum etwa auch im September 2018 im Sonntagsblatt vorstellte, geht ebenfalls ungebremst weiter. Denn „Reli“ beschrieb Bierbaum „als Brücke zwischen Kulturen und Konfessionen“. Bei der kommenden Herbstsynode ist ein „Perspektivbericht“ vorgesehen. Er soll nicht als „Instrument dienen, um Notsituationen zu überbrücken“, sondern Impulse geben – etwa bei dem Personaleinsatz oder digitalen Prozessen.
Als beispielhaft sieht Buhl da bereits existierende Schulbücher für die Realschulen an: Sie seien in Blattform angelegt. Und ergänzungsbedürftig durch eigene Erkenntnisse der Jugendlichen etwa durch Forschungen im Internet. Doch sei es sinnvoll, diese Entwicklungsprozesse breiter zu verankern als auf der Leitungsebene, wünscht sich Buhl.
Daneben sieht er einen „Trend zu immer mehr heterogenen Orientierungen“: Jahrgangsstufenübergreifend, inklusiv und für Kinder und Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Prägungen und Vorkenntnissen. „Was ist da gerechte Notengebung?“, skizziert er einen Problembereich. Neben der kognitiven Leistungsfähigkeit soll Kooperation oder Teamfähigkeit darin einfließen.
Bei der Fortbildung von Religionslehrenden, Katecheten oder auch Pfarrern im Schuldienst sieht der scheidende Leiter des RPZ einen großen Wandel: Deutlich mehr spirituelle Angebote seien nachgefragt, während sich in den 1980-er Jahren die Lehrenden eher als „Stabilisatoren“ gesehen hätten. Doch sei Religionsunterricht nicht als „Missionsfach“ zu sehen, sondern vermittele auch kulturelle Bildung, etwa beim Verständnis von Kunstwerken, und biete „Kompetenzorientierung“.
Das Kollegium in Heilsbronn sei bei allen Entwicklungen immer „wie eine Frau hinter mir“ gestanden, so Buhl. Er wünscht seinem Nachfolger Jürgen Belz „Bewährtes beizubehalten und für Neues offen zu sein“.
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