Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über das Lebendige Wasser
Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
Johannes 7, 37–39
Am besten, Sie holen sich jetzt ein Glas Wasser. Aus der Flasche, dem Sprudler, dem Wasserhahn – egal. Einfach ein Glas frisches, kühles Wasser. „Ströme lebendigen Wassers“. Manche Bibelverse sind so sinnlich, dass sie förmlich für sich predigen. Dieser Abschnitt ist so einer. Diese Verse sprechen unsere Sinne an, ganz unmittelbar kann man sie er, – mit- und nacherleben.
„Wen da dürstet“. Wer kennt das nicht? Man muss dazu nicht aus der Wüste kommen, wie einst das Volk Israel. Durst kennt jeder, egal wo auf der Erde man lebt. Und „Ströme lebendigen Wassers“? Es muss nicht unbedingt der Jordan sein. Dass Wasser frisch und klar sprudelt, lebendig und lebensspendend ist – das ist eine elementare Erfahrung. Bäche, Flüsse, Ströme faszinieren seit jeher Menschen – überall auf der Welt.
Wer Durst hat, auf den wartet frisches Wasser. Und davon gleich ein ganzer Fluss, sogar ein Strom voll, genug also für alle und für alle Zeiten. Was für eine Verheißung!
Eine Wasserflasche mit sich herumzutragen, ist inzwischen „in“, „mega in“ sogar. Drei bis fünf Liter Wasser am Tag zu trinken, soll gesund sein. Heißt es zumindest in der Werbung. Und dort wird nicht für Wasser aus dem Wasserhahn geworben. Trink dich fit und du bleibst gesund! Eine millionenschwere Mineralwasserindustrie lebt sehr gut von diesem Versprechen. Es gibt schlimmeres, wofür geworben und was beworben wird.
Wohl des lebendigen Wassers
Bei dem Wasser, von dem Jesus spricht, geht es aber um etwas anderes. „Zum Wohl“ sagt man und prostet sich zu. Dabei geht es um das Wohl, also die Gesundheit der Menschen. Wovon Jesus aber redet, meint etwas anderes. Sein „Wasserwort“ bezieht sich weniger auf den Körper, als auf die Seele des Menschen. Denn auch die kann aus- und vertrocknen. Und da hilft kein Mineralwasser der Welt, egal, aus welcher noch so tiefen Quelle es kommt. Das Angebot unseres Glaubens ist, Wasser für die Seele zu sein. Im besten Sinne aufzutanken für den Weg durch den Tag, die Woche, ach, das ganze Leben.
Als gute Quelle haben sich dafür Texte aus der Bibel erwiesen. Aber auch viele andere Sprüche, bei denen man spürt, „dass Christum sie treibet“, wie Martin Luther es einmal sagt. Oder auch Musik, mit und ohne Text: „Bei Dir Herr, ist die Quelle des Lebens …“ Gottes gutes Wort in sich aufnehmen. Spüren wie es einen durchströmt, so, als würde die Seele aus einer klaren Bergquelle trinken. Kein Wunder, dass Jesus gerade diesen Vergleich wählt. Und dann im besten Sinne „getränkt“ unter die Leute gehen und dort Gutes tun. Gottes Einladung dazu steht – eine nie versiegende Quelle: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Dekan Markus Ambrosy, Fürstenfeldbruck, Mitglied der Landessynode