Das „Ja“ zu sich selbst

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Inge Wollschläger, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern
Inge Wollschläger, Mitglied der Redaktionskonferenz im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, Hintergrundbild von Erich Kraus.

Editorial von Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Derzeit ist man immer noch damit beschäftigt, Menschen rasch noch ein „Gutes, neues Jahr“ zu wünschen, bevor die Tage wieder länger werden. 

Da fiel mir auf:  Das „Jahr“ und ein „Ja“ hört sich für unsere Ohren nahezu gleich an. Wie wäre es also, wenn man für sich persönlich hören würde: Ein gutes, neues Ja? Ein Ja – gleichsam für einen selbst?

Es gibt unendlich viel Ratgeberliteratur darüber, wie man am besten mit dem „Ja zu sich“ vorgehen sollte. Wie wichtig die Selbstliebe ist. Wie ein „Ja zu mir“ oft mit dem „Nein zum anderen“ verbunden wäre. Und selbst in der Bibel heißt es nicht: Liebe deinen Nächsten und dann irgendwann kommst du selbst dran. Auch hier steht die Eigenliebe vor allem anderen. Ein Thema also, dass es offensichtlich schon immer gab und mit dem wir Menschenkinder immer wieder konfrontiert zu werden scheinen. Es scheint nicht ganz so einfach

Ist es für Christen einfach Akzeptanz zu finden?

Es ist dieses Annehmen und Akzeptieren von dem, was ist. Es ist ein ehrlicher Blick in den Spiegel und das Loslösen von der Suche nach der Rettung, die irgendwo da draußen sich befinden muss. Im neuen Auto oder einem größeren Haus, den schickeren Freunden oder dem leckersten Schwarzewälderkirschtortenrezept.

Nun könnte man meinen, wir Christen wären fein raus aus der Nummer. Wo wir doch tatsächlich jemanden haben, der unsere Rettung und die Erlösung ist. Und trotzdem fühlen sich so viele Menschen wertlos im Leben. Der Blick in den Spiegel scheint nicht viel schmeichelhaftes über uns zu sagen. 

Dann muss man sich anstrengen. Mehr oder weniger essen, häufiger dem Nachbarn helfen, frommer beten oder mehr Geld verdienen. Nie scheint es zu reichen. 

In einem der „Christen-Schlager“ meiner Jugend heißt es in einem Liedvers: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“.

Wann immer wir also eher ein „Nein“, als ein „Ja“ zu uns sagen, könnten wir beginnen, dieses Lied zu summen. Gott hat „Ja“ zu uns gesagt. Wenn wir uns dieser Tage noch ein „Gutes neues Jahr“ wünschen, könnten wir in Gedanken die Worte „Jahr“ mit eine „Ja“ vertauschen. Und es in unsere Herzen nehmen und darin behalten, weil Gott einen wundervollen Einfall hatte, als er uns erdachte.