Editorial: Verantwortung tragen

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Editorial von Martin Ben-Baier, Chefredakteur des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern

Manche Menschen leben, als gäbe es kein Morgen. Hunderte Urlauber aus Deutschland haben auf Mallorca Partys gefeiert, ohne sich an die derzeit in Spanien geltenden Corona-Regeln zu halten. Auf einem von der „Mallorca Zeitung“ veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Menschen im dichten Gedränge ohne Masken und Mindestabstand trinken und tanzen. Die Regierung hat daraufhin einen neuen strengen Bußgeldkatalog beschlossen.

Jedoch in Deutschland debattiert man am Stammtisch und in den Landesregierungen über die Abschaffung der Maskenpflicht. Doch die Alternative lautet doch nur: Weiterhin Maske tragen und Vorsicht walten lassen, oder einen neuen Anstieg der Infizierungen  mit hohem Risiko für die Gesundheit, erneutem Anstieg der Sterbefälle und somit einer weiteren Ausgangssperre, dem „Lockdown“, zu riskieren. Man müsste meinen, die Entscheidung fällt nicht schwer.

Hinweise der Maskengegner auf andere Länder, in denen die Maskenpflicht gefallen ist, werden aber zum Eigentor. Denn gerade in einigen Ländern, in denen die Vorsichtsmaßnahmen zu früh gelockert wurden, steigen die Infizierungen mit dem Virus und die Todesfälle gerade wieder drastisch an, wie in Israel. Die Folge ist ein neuerlicher Lockdown mit all seinen negativen Folgen auf Arbeitslosigkeit und Wirtschaft.

Selbst wenn man die Maskenpflicht streng unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehen will: Im globalen Wettbewerb, welche Wirtschaft nach der Coronakrise die ökonomische Weltpolitik mitbestimmen kann, liegt Deutschland derzeit – gerade wegen seiner bisherigen guten Disziplin – vorne im Rennen.

Aber vor allem geht es darum, ob man rein egoistisch denkt und handelt, oder für andere mit Verantwortung übernehmen will. Die Menschen, die beruflich Maske tragen müssen, wie in den Arztpraxen, Krankenhäusern, Pflegeheimen beschweren sich ja nicht darüber. Sie wissen, wie entscheidend  die Vorsicht noch ist. Ich habe den Eindruck, dass sich die beschweren, die vielleicht eine Stunde einkaufen gehen oder mit dem Zug fahren müssen. Auch in den Kirchen gibt es Maskenkritiker. 

Dabei müssten gerade Christen eine der wichtigsten Regeln beherzigen: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus, 7, 12).