Corona fördert das Nachdenken über Regelungen für letzte Dinge – Landeskirche hilft
„Zuerst habe ich mich geweigert, das Thema hoch zu kochen.“ Elke Fischer zögerte, Corona als Anlass dafür zu verwenden, das Nachdenken über die letzten Dinge zu vertiefen. Sie bietet schon seit zwei Jahrzehnten ihre Hilfe als Krisenbegleiterin und Testamentsvollstreckerin an.
Dabei entdeckte sie schon bald nach dem Ausbruch der Pandemie, dass die Nachfragen steil anstiegen. Die Bilder und Filmsequenzen über die Intensivstationen führten bei vielen Menschen dazu, selbst darüber nachzudenken, unter welchen Umständen sie künstlich ernährt und beatmet werden wollten. Die eigene Sterblichkeit war in kaum geahntem Ausmaß in den Blick gerückt.
„Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell sich Lebensumstände in kurzer Zeit komplett verändern können“, erklärt auch Pfarrer Christian Eitmann, stellvertretender Leiter am Kompetenzzentrum Fundraising der Ansbacher Landeskirchenstelle. Er arbeitet eng mit Elke Fischer zusammen, um die Vorsorgeplanung von landeskirchlicher Seite zu betreuen.
Seit 2016 gibt es in Bayern die Ausstellung „Was bleibt“. Bisher wurde sie an 14 Ausstellungsorten landesweit gezeigt. Sie ermutigt die Menschen, über ihre eigene Endlichkeit nachzudenken. Und was wollen sie weitergeben? „Manch einer mag die letzten Wochen zum Anlass genommen haben, um über seine Vorsorge nachzudenken. Was kann ich tun, damit andere für mich nach meinem Willen handeln können, wenn ich nicht mehr dazu in der Lage bin? Was möchte ich im Blick auf meinen Tod und darüber hinaus in meinem Sinne regeln? Wer soll erhalten, was von mir bleibt?“ So fasst Eitmann seine Erfahrungen zusammen.
Da die Wanderausstellung nun in der Corona-Zeit natürlich nicht gezeigt werden konnte, hat die Landeskirchenstelle zusammen mit anderen Landeskirchen deutschlandweit ihre Online-Angebote intensiviert. Und sie bietet zusammen mit Elke Fischer Online-Seminare an, um die letzten Dinge besser zu ordnen. Eine erste Veranstaltung war sogleich ausgebucht. Nun gibt es eine Wiederauflage am Abend des 20. Juli (siehe unten).
„Viele hatten auch Angst davor, bei einer akuten Corona-Erkrankung nicht künstlich beatmet zu werden“, so Fischer. Dabei ließe sich bei einer Patientenverfügung unterscheiden, ob die Intensivmedizin in einer akuten Phase einzuschalten ist, oder dies nach länger Koma-Zeit weiter geschehen sollte, wenn dies medizinisch nicht mehr zur Genesung führt oder irreparable Schäden verursacht.
Abgründe durch Vorsorgevollmacht überbrücken
Als Brückenbauer sieht sich Elke Fischer, um die Abgründe des Lebens gut zu überspannen. Gleichzeitig kann sie den Bogen spannen von den nötigen finanziellen Fragen bis hin zum Nachdenken über die letzten Dinge und der Weitergabe wichtiger Erinnerungen. Menschen, die dies geregelt haben, können leichter gehen, so ihre Erfahrung.
Intensiv hat sich Elke Fischer, Jahrgang 1975, der werteorientierten Nachfolgeplanung sowie der Erben- und Nachlassbegleitung verschrieben. Als selbständige Finanzmaklerin und Bankfachwirtin hat sie sich dabei auf Nachfolgeplanung und Nachlassbegleitung spezialisiert. Gleichzeitig ist sie Krisenbegleiterin. Ehrenamtlich engagiert sie sich als Prädikantin und Klinikseelsorgerin in Kronach.
Die Projekte „Was bleibt“ und „Nicht(s) vergessen“ werden von zehn Landeskirchen und ihrer jeweiligen Diakonie umgesetzt. Zahlreiche Materialien können kostenfrei und unverbindlich bestellt werden.
Der Ratgeber „Was bleibt“ regt dazu an, über das eigene Vermächtnis nachzudenken. Der Ratgeber „Nicht(s) vergessen“ und der zugehörige Vorsorgeordner begleiten Schritt für Schritt bei allen Überlegungen. Der Ordner ist so angelegt, dass eine Sortierung vorgegeben ist. Das hilft dabei, strukturiert vorzugehen und nichts zu vergessen. Daneben findet sich dort zum Herunterladen eine interaktive PDF-Datei mit Formularen, in die sich individuelle Regelungen eintragen lassen. Nebenbei hilft der Ordner, die Unterlagen anhand der Checklisten an einem Ort zu sammeln. So lassen sie sich leichter wieder auffinden.
Eine Reise planen: Dieses Bild trägt die Broschüre „Nicht(s) vergessen“. Sie will gut vorbereiten auf die letzte Reise. Dazu gehört nicht nur Vorsorge, sondern auch Erinnerung. Woran erinnern Sie sich, wenn Sie auf Ihr Leben zurückschauen? An den geliebten abgewetzten Teddy aus der Kinderzeit, an das Gute-Nacht-Gebet mit Ihren Eltern oder an den duftenden Apfelkuchen der Oma? Der Blick zurück aufs eigene Leben ist sehr persönlich und individuell. Oft sind es schöne Erinnerungen an Menschen, Ereignisse und Geschichten, die wir dauerhaft mit uns tragen.
Niemand weiß, wann die Zeit für die letzte Reise gekommen ist. Und wie sie beginnt. Auch persönlich kann es wichtig sein, einmal aufzuschreiben, dass man Spinat oder Volkslieder unerträglich findet. Im Falle einer Demenz haben die Pflegekräfte nur so die Möglichkeit, den Menschen, die ihnen anvertraut sind, gerecht zu werden.
Aber die intensive Beschäftigung mit dem schwierigen Thema des eigenen Abschiedes kann es leichter machen loszulassen und alles Wichtige rechtzeitig zu regeln. Und wer seine letzten Dinge regelt, kann gelassener das Leben auskosten.
Dies vermeidet Unklarheiten oder Streit der Angehörigen in Grenzsituationen. Fischer kann sofort mehrere Beispiele nennen, welche segensreiche Wirkungen es für ganze Familien hatte, wenn diese Regelungen endlich angegangen wurden.
Oft hat sie schon erfahren, dass die Scheu oft so groß ist, diese Sachen anzugehen – als wenn sich der Tod dadurch rufen ließe! Dabei hilft es oft den Menschen dabei, nicht nur sich selbst zu finden, sondern manchmal auch aktive Versöhnungsarbeit zu leisten. Denn gerade in Familien leben manchmal uralte Verletzungen weiter. Da ist es oft notwendig, aktive Vergebung zu gestalten, bevor sie dann im Extremfall wieder hochkochen. „Da bin ich auch bei meiner Arbeit viel öfter mit Christen unterwegs, als es mir bewusst ist“, schließt Elke Fischer. Oder Menschen finden durch passgerechte Vorsorge zumindest ihren eigenen Frieden. Susanne Borée
Die Ratgeber und der Ordner sind online unter www.was-bleibt.de und www.nichts-vergessen.de erhältlich. Oder sie lassen sich telefonisch bestellen unter 0981/96991-151.
Das bisherige Online-Seminar wird am 20. Juli von 19 bis 20.30 Uhr nochmals anberaumt. Der Link https://www.nichts-vergessen.de/seminar führt zur Anmeldung. Sonntagsblatt-Leser werden bis zum 13. Juli bevorzugt angenommen.
Mehr über Elke Fischer und Kontakt: Telefon: 09260/964985-8 und http://www.lebensphasen-gestalten.de