Editorial: Die Spuren von Unsicherheit und Vorsicht

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Editorial von Martin Ben-Baier, Chefredakteur des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern

Was sind das nur für Menschen, die als erstes Klopapier horten? Haben Sie sich das in der Corona-Krise auch gefragt? 

Nach der schnellen Verbreitung von COVID-19, begannen weltweit viele Menschen damit, Toilettenpapier in größeren Mengen zu horten. Einige Unternehmen berichteten von einem Anstieg der Toilettenpapierverkäufe um bis zu 700 Prozent, berichtet die Nachrichtenagentur pte.

Forscher aus Leipzig haben nun 1.029 Erwachsene aus 35 Ländern befragt. Anhand der Angaben über den demografischen Hintergrund der Probanden und wie stark sie sich durch COVID-19 bedroht fühlten, ihr Quarantäneverhalten und ihren Toilettenpapierverbrauch der letzten Wochen,  konnten die Experten Persönlichkeitsmerkmale ableiten. Der zuverlässigste Indikator für eine Toilettenpapierbevorratung war, wie stark sich jemand durch die Pandemie bedroht fühlte. Menschen, die sich stärker bedroht fühlten, neigten dazu, mehr Toilettenpapier zu horten, so das Fazit der Leipziger Wissenschaftler.

Menschen, die im Allgemeinen besonders besorgt und ängstlich sind, fühlen sich auch durch COVID-19 bedrohter und bevorraten sich eher mit Toilettenpapier. Auch besonders gewissenhafte Menschen, die Merkmale wie Organisation, Fleiß, Perfektionismus und Vorsicht in ausgeprägter Weise an den Tag legen, fallen durch das ausgeprägte Bevorratungsverhalten auf. Zudem horten ältere Menschen mehr Toilettenpapier als jüngere. Auch Amerikaner tun dies mehr als Europäer. Man sei aber von einem umfassenden Verständnis dieses Phänomens noch weit entfernt, so die Forscher.

Menschen, die der Pandemie mit Umsicht aber nicht mit Panik, mit Vorsicht, aber nicht mit Angst begegnen, dürften nicht unter denen sein, die Klopapier gebunkert haben. Also dürften Christen nicht betroffen gewesen sein. Das heißt aber auch nicht, die Gefahren auszublenden, nach dem Motto „Gott ist mit uns“. Gerade christliche Gemeinden und auch ein bayerischer Kirchenvorstand waren kürzlich Orte eines neuen Corona-Ausbruchs. 

Jesus fordert uns Christen auf, trotz festem Glaubens schlau in der Welt mit ihren Gefahren zu sein. Das heißt, dass Gottvertrauen nicht zu unverantwortlicher Sorglosigkeit in den Vorsichtsmaßnahmen führen darf.  Glaube, Gottvertrauen und gesunder Menschenverstand sollten Hand in Hand gehen.

Martin Bek-Baier
Chefredakteur: Reportagen, Geistliches, Beilage "Tim und Tina"