Kein Geist der Verzagtheit

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Susanne Borée Editorial in der Frühlingshoffnung

Was waren das noch für glückliche Zeiten! Lang, lang erscheint es her zu sein, als ich vor wenigen Wochen meinen letzten Kommentar für das Sonntagsblatt schrieb: Damals begab ich mich noch auf die „Suche nach dem Sehnsuchtsziel“. Denn ich dachte noch, dass in diese Sonntagsblatt-Ausgabe Anfang März die Internationale Tourismusbörse fiel.

Das wurde dann allzu schnell von den Ereignissen überholt: Die Tourismusbörse fand bekanntlich gar nicht statt – was natürlich erst nach Veröffentlichung der genannten Sonntagsblatt-Ausgabe entschieden wurde. Seitdem hat die rasende Ausbreitung des Corona-Virus und die Angst vor Ansteckung das Leben umgekrempelt. Inzwischen gibt es ganz andere Probleme beim Reisen, als diejenigen, über die ich damals nachdachte.

Am besten und am sichersten ist es wohl momentan, gleich ganz zu Hause zu bleiben. Schulen schließen. Kinder, die die Faschingsferien in den Risikogebieten Italiens verbracht haben oder beim Skilaufen waren, sollen zu Hause bleiben. Welche Firmen oder Regionen werden demnächst in Quarantäne gehen?

Auch das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hat sich Gedanken über den Umgang mit Ansteckungsgefahren im Gemeindeleben gemacht (Seite 4). Noch läuft es wohl. Doch vor meiner Fahrt zur Eröffnung der Fastenaktion nach Neumarkt (Seite 3), erkundigte ich mich kurzfristig, ob es läuft wie geplant.

Doch: Will ich mein Leben von der Angst bestimmen lassen? Vorsicht ist ohne Zweifel angebracht. Auch ich wasche mir häufiger und gründlicher die Hände als noch vor zwei Wochen. Aber das Virus zeigt uns auch, dass nicht alles im Leben planbar und verfügbar erscheint. Doch ich will mich keineswegs auf mich selbst zurückziehen.

Der Existenzialist Albert Camus schrieb vor wenigen Jahrzehnten in seinem Roman „Die Pest“ über verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit einer Seuche. Für ihn ist wichtig, wie die Personen ihre Solidarität und Mitmenschlichkeit bewahren können. Diese überleben bei ihm. Und Corona gibt uns noch weit bessere Chancen.

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.” Dieser Bibelvers aus 2. Timotheus 1, 7 gilt gerade in schwierigen Zeiten. Dies umreißt ein wirkliches Sehnsuchtsziel jenseits unserer menschlichen Pläne.