Editorial: Rücksichtnahme gegen liebe Gewohnheiten?

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Editorial von Susanne Borée, Redakteurin und Chefin vom Dienst beim Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Jetzt begann also die Schulzeit auch in Bayern wieder. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die ersten Klassen geschlossen werden, weil die Kinder verschnupft und verhustet sind! Die Erkältungen werden sicher bald grassieren – fielen sie doch im Frühjahr weitgehend aus, da die Erreger jeglichen Infekts Abstandsregelungen nicht mögen! 

Es ist jedenfalls von Vorteil, dass die Schüler und Schülerinnen jetzt erst einmal auch im Unterricht Masken tragen sollen. Das vermindert das Risiko von Ansteckungen ja ganz offenbar. Dies ist wichtig, obwohl viele Eltern nach Einschätzung des Bayerischen Elternverbandes (BEV) schon jetzt verschnupft sind und dagegen Sturm laufen. Zusammen mit dem Verband halte ich diese Reaktion für überzogen. Die Maske ist ja wohl die einfachste Form der Rücksichtnahme! 

Oder soll es wieder geteilte Klassen geben, in denen wieder die Hälfte der Kinder zur Schule geht und die anderen zu Hause bleiben? Oder gar Schulschließungen? Hoffentlich gibt es da die angekündigten Konzepte!

Wo nichts anderes hilft, muss dies natürlich geschehen, das ist keine Frage. Aber zunächst sind Masken und Distanzregelungen geboten. Dies nicht nur in Schulen. Offenbar halten immer mehr Menschen nun Gedränge für ein Menschenrecht. Sie sind extrem unzufrieden – auch wenn sie nicht gerade den Reichstag stürmen. Immer mehr laufen „oben ohne“, mit „nackter“ Nase herum. Das finde ich auch angenehmer, ist aber verantwortungslos. 

Während natürlich unzählige Menschen Rücksicht nehmen greift die Dreistigkeit ebenfalls immer mehr um sich. Trotz aller  Gewöhnung kann es wohl noch lange kein Leben wie früher geben. Jetzt kommt offenbar noch hinzu, dass laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK sich knapp ein Viertel der Bayern in dieser Ferienzeit nicht richtig erholt haben. 46 Prozent der schlecht Erholten konnten nicht richtig abschalten. 44 Prozent klagten über gescheiterte Reisepläne wegen Corona. 37 Prozent ärgerten sich über Einschränkungen am Urlaubsort. 

Auf diesem zweiten und dritten Platz finden sich offenbar die ewig Unzufriedenen wieder, die die aktuelle Lage nicht akzeptieren können oder wollen. Unter den gut Erholten waren für 80 Prozent Sonne und Naturerlebnisse wichtig – immerhin: Da fanden auch viele Zufriedenheit. Susanne Borée

Redakteurin + Chefin vom Dienst