Schock des Bebens

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Martin Bek-Baier
Chefredakteur Martin Bek-Baier, Hintergrundbild von Pixabay

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern vom Chefredakteur Martin Bek-Baier

Es ist ein Schock: Im Fernsehen sehen meine Frau und ich den Wohnblock in der südtürkischen Stadt Iskenderun. Einige der Hochhäuser daneben sind eingestürzt, manche stehen noch. Daran haben wir die Gegend überhaupt erst wiedererkannt. Dort haben wir vor ein paar Jahren eine bekannte türkische Familie besucht. Wir tranken Tee und knabberten Nüsschen, während wir uns Geschichten aus ihrem Leben anhörten. Stolz berichtete die Tochter des Hauses, dass sie an der Universität studiert habe und nun in der Petrochemie tätig ist. In der islamisch geprägten Gesellschaft sicher nicht alltäglich. Ihre Cousine zum Beispiel wurde mit 18 verheiratet.  

Nun sehen wir dort Trümmer. Ob das Haus, in dem sie wohnen, eines derer ist, die noch stehen, können wir nicht sagen. Aus der Familie der Verwandtschaft haben wir noch nichts gehört. Wir können nur abwarten, ob wir etwas erfahren. Derweil hört man, dass nicht überall Hilfe sofort kam und viele Menschen in den Trümmern sterben mussten, weil Unterstützung fehlte.

In Notzeiten stellt es sich noch stärker heraus als sonst: Vernetzung ist wichtig! Die Kontakte, die kirchliche Hilfswerke in Zeiten vor einer Notlage knüpfen stellen sich in Zeiten einer Naturkatastrophe – und auch eines Krieges – als lebensrettend heraus. Die evangelischen Kirchen und Gemeinden in Syrien konnten im Erdbebengebiet den betroffenen Gemeindegliedern – aber auch anderen Opfern – sofort helfen, weil ihre Gebäude sich als erdbebensicher herausgestellt haben. 

Am Rande: Tatsächlich wird in den Katastrophengebieten der Vorwurf auf Pfusch am Bau laut – in der Türkei wurde sogar schon Anklage gegen Baufirmen erhoben, die nicht, wie eigentlich vorgeschrieben, sauber und erbebensicher gebaut hatten. 

Wesentlich ist aber, dass die Kirchen und ihre Partner vor Ort helfen können. Nun brauchen sie aber Unterstützung von ihren Partnern aus Deutschland. Das Gustav Adolf Werk (GAW) und die Diakonie haben schnell reagiert und Hilfe auf den Weg gebracht. 

In der Ukraine ist die Katastrophenhilfe der Diakonie schon seit Jahren tätig und mit ihren Partnerorganisatoren in Kontakt. Auch hier bewähren sich diese Kontakte nun in Zeiten höchster Not, wo schnelle und zuverlässige Hilfe gebraucht wird.