Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Chefredakteurin Susanne Borée
Dunkle Wolken drohen. Lohnt da überhaupt ein Aufbruch? Dem instabilen Wetter lässt sich gerade kaum in die Karten schauen. Auch ein Blick auf die Wettervorhersagen im Internet oder auf der App hilft da nur sehr beschränkt weiter. Jedes Mal, wenn ich dort nachschaue (und das tue ich gerade oft), gibt es fast gegensätzliche Impulse auch über die jeweils direkt bevorstehenden Bedingungen zwischen Starkregen und Hitze.
Also Prinzip Versuch und Irrtum: Entweder zu Hause bleiben und mich hinterher ärgern, dass es dann doch sonnig blieb ohne schwül zu werden – oder ein gewagter Aufbruch mit Regensachen. Schließlich bin ich nicht aus Zucker! Da kann ich durchaus einmal nass werden – mein Fahrrad sowieso!
Es tut gut, sich da spontan auf eine offene Zukunft einzulassen. Natürlich weiche ich dem Starkregen und dem Gewitter aus – und bin auch noch niemals in wirklich bedrohliche Wetterlagen geraten. Sie führten bei mir zuhause auch noch zu keinen Katastrophen. So konnte ich bislang entscheiden, mich davon nicht einschränken zu lassen.
Räumlich finde ich gute Orientierung auf meinem Weg. Wieder einmal begrüße ich jedes Mal an einer Abzweigung freudig die kleinen grünen Pfeile! Auf die Entfernung hin mache ich mir sogar einen Spaß daraus, meine Augen zu testen: In welche Richtung mögen sie wohl zeigen und wann kann ich dies klar erkennen? Sind sie einer Meinung mit meiner Karte? Denn bei Radtouren setze ich auf eine Kombination aus Karten für die weiträumigere Orientierung, Wegweisern vor Ort und Ideen meiner App.
Wenn ich schnell und möglichst ohne Zwischenstopps unterwegs sein will, führt mich die Stimme aus meinem kleinen Kästchen. Doch besteht die Gefahr, dass sie meine Blicke zu sehr einengt. Andererseits bremst es aus, die Karte immer wieder neu zu entfalten.
Manchmal zeigen mir die Wegweiser darüber hinaus überraschende Perlen am Wegesrand – ein schattiges Paradies an der sonnendurchglühten Straße, ein Unterschlupf vor dem Regenschauer. Oder sie lotsen mich zu unerwarteten Entdeckungen.
Da hilft ein offener Blick auf Unerwartetes. Auch da gilt es wie gegenüber dem instabilen (oder positiv ausgedrückt: erlebnisreichem) Wetter dieser Tage sich nicht zu verkriechen, sondern dies offen anzunehmen! Und das nicht nur unterwegs.