Bitte um Geduld und Kraft

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Susanne Borée Editorial in der Frühlingshoffnung

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Susanne Borée über Geduld trotz Krankheit

„Herr gib mir Geduld – aber zackig!“ Seit Jahren nutze ich diese Kaffeetasse, die mir eine Kollegin schenkte, in der Redaktion. Nur im Moment nicht. Denn leider arbeite ich gerade von zu Hause. Ich bin nur mit Krücken unterwegs, da ich gerade eine Operation am Zeh hinter mir habe. Dank Internet muss ich mich gar nicht mehr auf den Weg in die Redaktion machen, der für mich nun so mühsam wäre.

Trotzdem würde ich meine Krücken am liebsten entnervt in die Ecke pfeffern. Denn mit ihnen geht alles so viel langsamer und mühevoller. Und selbst ein zweiter Zeh benötigt vier lange Wochen, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Damit alles gut verheilt, darf ich gerade nur ein klein wenig die Ferse belasten. Das hätte ich nicht gedacht, dass ein Zehchen mich so aus dem Alltag holen kann! 

Nun also ein Intensivkurs in Geduld! Denn daran mangelt es mir leider wirklich. Ich hasse es, wenn alles länger dauert als gewohnt! Wenn jeder Arztbesuch oder die Lymphdrainage – wohin ich halt real muss – zu einer halben Weltreise wird. Und ich von anderen abhängig bin. Natürlich darf ich weder Fahrrad noch selbst Auto fahren. 

Dabei ist es abzusehen, wann die Knochen wieder zusammenwachsen. Bei chronischen Krankheiten oder im Alter fehlt gar die Hoffnung auf Heilung. Auch oft bei Menschen, die regelmäßig beatmet werden müssen. Sie haben oft zudem wenig Kraft, da ihnen schnell die Luft wegbleibt. „Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?“, fragte schon Hiob (6, 11).

Paulus tröstete seine bedrängten Gemeinden: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“ (Röm 12, 12). Vielleicht nehme ich viel mehr kleine Freuden am Wegesrand war, wenn ich nun mit Krücken unterwegs bin – schon allein dadurch, dass ich langsamer bin. Und es beeindruckt mich sehr, wie viele Menschen hilfsbereit und aufmerksam sind, wenn sie Krücken sehen.

Dabei fordert die Bibel noch von uns: „Seid geduldig gegen jedermann.“ (1. Thess 5, 14). Auch denen gegenüber, die die Tür direkt vor einem zuschlagen? Wenn ich nicht so kann, wie ich will, merke ich schon, wie anstrengend und schwierig dies ist. Doch vielleicht nutzt ja auch dieser intensive Selbsterfahrungskurs in Geduld etwas – vielleicht um selbst aufmerksamer zu werden?