Mutig im Kleinen, um Großes zu bewirken

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Gottesgericht

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

aus Matthäus 25, 31–40

Eine alte Frau war gerade mit dem Wäschebügeln beschäftigt, als der Todesengel zu ihr kam: „Es ist Zeit, komm!“ Die Frau antwortete: „Wer bügelt für meine Tochter die Wäsche?“ Der Engel ging. Später kam er wieder: Die Frau war emsig: „Wer bringt meinen Enkel in den Kindergarten?“ Der Engel seufzte. Später saß die Frau erschöpft am Tisch: „Nach der Schufterei muss die Seligkeit wunderbar sein! Was für eine Vision!“ Der Engel kam. Die Frau fragte: „Bringst Du mich in die Seligkeit?“ Der Engel fragte: „Wo glaubst Du, warst Du die ganze Zeit?“

Visionen beschreiben die Wirklichkeit der Zukunft mit einem Bild. Das Wort zum Volkstrauertag überrascht: Ein Hirte erwählt einen Teil seiner Herde aufgrund dessen Herzensweite. Dieser Herdenteil bleibt nicht in der „Bedenkenträgerschaft“, sondern öffnet sein Herz für die „Niemande“, bringt sich aktiv in der Welt ein – gestaltet Alltägliches mit.

Corona – Ukrainekrieg – und Krieg in Israel. Unsere Nerven sind beansprucht – es braucht positive Zukunftsbilder. Die alte Frau ist ein positives Zukunftsbild – und es leuchtet in unsere Gegenwart hinein: Ihr Herz steht für andere auf – sie packt mit ihren Überzeugungen an. Sie lässt sich vom Tod nicht aufhalten – und ist mitten in der Seligkeit.

Als Kirchen ermutigen wir Menschen, sich immer wieder aus vollstem Herzen in diese Seligkeit einzubringen. Die prominenteste Art, dies zu tun, findet sich in der Bergpredigt: „Behandle andere Menschen so, wie Du auch behandelt werden willst“. Zur Herde Gottes gehören diejenigen, die diese Welt mutig im Kleinen verändern. Eben ganz wie die alte Frau. So auch wir. Was für eine Vision!

Dr. Manuél Ceglarek, Dekan, Dekanat Bayreuth-Bad Berneck, Region Nord

Gebet: „Guter Gott, mache unsere Herzen für diese Welt weit – lass uns durch kleine Schritte die Welt im Großen in Verantwortung füreinander verändern“. Amen.

Lied 454: Auf und macht die Herzen