Viele Gründe zum Danken

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Editorial von Martin Bek-Baier-Baier im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial zum Erntedank von Chefredakteur Martin Bek-Baier

„Ja, es war schon ein extrem schwieriges Jahr, was die Witterung betrifft“, sagt meine Freundin Evi. Ich fragte sie, was ihr als Bäuerin im Blick auf Erntedank auf der Seele liegt. Evi und ihr Mann Helmut sind Landwirte in der Region Memmingen. Sie haben Milchkühe und Kälber und bauen Futter für die Tiere und Getreide an.

„Zuerst, bis fast Ende Mai, war es nass und viel zu kalt. Viele Bauern konnten erst im Mai das erste Gras ernten, weil die Wiesen so nass waren, dass man nicht darauf fahren konnte“, erinnert sich Evi. „Dann war es sechs Wochen nur trocken. Weder Wiesen noch Mais konnten wachsen.“ Es war ein extrem wechselhaftes Jahr für die Bauern. „Dann kam der langersehnte Regen. Den Mais hat das gerettet“, so die 56-jährige Bäuerin aus Schwaben. Es klingt nach einem Lichtblick. „Aber dann hat es lange geregnet ohne Pause, dass viele Bauern das Getreide nur in schlechter Qualität ernten konnten.“ 

Gibt es gar nichts zu danken? Natürlich gibt es das, so Evi. „Zu danken gilt es für den schönen Herbst, der uns noch beschert wurde, der ab und an doch auch Regen hatte. Wahrscheinlich gibt es noch einen Grasschnitt und das Futter reicht über den Winter; nicht üppig, aber es reicht!“, sagt sie. „Ich denke viele Landwirte hatten Anfang Juli noch Sorge, wie sie diesen Winter ihre Tiere füttern.“ Diese Sorge sei jetzt für die meisten unbegründet gewesen. So gibt es auch etwas zu danken an Erntedank (Seiten 5, 9 bis 15).

„Zufriedenheit und Dankbarkeit sind eine Einstellung, kein Zustand“, ist ein Satz, der mir im Leben weitergeholfen hat. Gehört habe ich ihn auf einer Gemeinderüstzeit auf Schloss Klaus in Oberösterreich, einer Einrichtung der Fackelträger. Immer wieder wenn ich unzufrieden war mit der Situation, überlegte ich woran es liegt und ob es nicht auch Gründe zur Zufriedenheit gibt. Und natürlich gibt es die meistens. Und oft überwiegen sie, wenn man zu sich ehrlich ist. Und dann kann man ja auch zufrieden und dankbar sein. 

Ein Grund dankbar zu sein, so Landesbischof Bedford-Strohm und alle Verantwortlichen des Evangelischen Campus Nürnberg (ECN, Seite 3), sei die Grundsteinlegung zum Campus. Bei aller Kritik: Der ECN wird schließlich eine Bereicherung für die Kirche und besonders für junge Menschen in der Erziehung und Ausbildung – und hoffentlich auch eine Bereicherung für die Bürger der Stadt Nürnberg, besonders die Anwohner.