Sprache im Fluss – und die Fremdwörter?

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Editorial von Susanne Borée, Redakteurin und Chefin vom Dienst beim Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Susanne Borée

„Geistlich“ statt „spirituell“: Welchen Unterschied macht eine solche Wortwahl? Sind die Artikel einfacher zu verstehen, wenn wir ganz konsequent jedes Fremdwort übersetzen? Oder verengt es unsere Perspektiven, also unsere Blickwinkel aber auch unsere Sichtweisen, wenn wir alle Fremdwörter vermeiden? In der Sommerzeit erreichte die Redaktion ein Brief mit der Bitte, Fremdwörter zu vermeiden. Doch gerade sprachliche Entwicklungen sind vielfach im Fluss.

Wir versuchen es bereits, doch gibt es vielerlei Fallstricke: Beim „Fundraising“ sind wir noch immer auf der Suche. Das scheint es wohl keine knackige Übersetzung zu geben. Weder „Spenden sammeln“, noch „Schätze heben“ trifft das Gemeinte vollständig. 

Nun gut, es braucht nicht unbedingt „Workshops“, wo es doch auch „Arbeitskreise“ gibt. Das versuchen wir zu übersetzen. Offenbar gibt es in Kirchengemeinden nur noch die englischen Treffen. Besteht da wirklich ein Unterschied zu den „Arbeitskreisen“, sind diese trockener, wie die Wortwahl nahelegt?

Dann gibt es natürlich auch noch die Fremdwörter, die wohl noch kaum jemand mehr als solche erkennt wie „Sport“ oder „Tennis“, die bereits um 1900 aus dem englischen Wortschatz ins Deutsche wanderten. Oder den „Gesichtserker“: Er sollte schon seit rund 250 Jahren die „Nase“ ersetzen, da sie zu lateinisch war. 

Natürlich sind viele Social-Media-Begriffe, also aus den „Sozialen Medien“ – oh Weh, also: „gemeinschaftliche Vermittlungsebenen“ – neu hinzugekommen. Ist das Wort „Beeinflussende“ statt „Influencer“ wirklich besser verständlich? Der englische Begriff ist so eingeführt, dass er gleich den Bereich der Lenkung beinhaltet. 

Viele Impulse – halt: Anregungen – der so genannten „Leichten Sprache“ helfen sicher zur allgemeinen Verständigung. Doch spielt da die Vermeidung von Fremdwörtern nur eine Rolle unter vielen. Sie fordert: Keine Sätze mit mehr als 20 Wörtern oder mehr
als zwei Kommata – auf deutsch: Kommas. Das kann Verstehen erleichtern, verengt aber auch den Ausdruck. Alles fließt, so die alten Griechen. Niemand bildet mehr Sätze wie Thomas Mann. 

Grundsätzlich finde ich, dass wir schon möglichst viele Fremdwörter übersetzen oder zumindest mit Erläuterungen versehen, wenn ihr Wortfeld weiter ist. Aber weder bei „Sport“ noch bei „Nase“ noch bei „spirituell“ bitte!