Ehrfurcht vor Gott, keine verstörenden Bilder

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über das Bilderverbot

So hütet euch um eures Lebens willen – denn ihr habt keine Gestalt gesehen an dem Tage, da der Herr mit euch redete aus dem Feuer auf dem Berge Horeb –, dass ihr euch nicht versündigt und euch irgendein Bildnis macht, das gleich sei einem Mann oder einer Frau, einem Tier auf dem Land oder Vogel unter dem Himmel, dem Gewürm auf der Erde oder einem Fisch im Wasser unter der Erde.

aus 5. Mose 4, 5–20

Während ich dies schreibe, erhalte ich die Nachricht, dass eine Ausstellung in einer evangelischen Kirche Nürnbergs geschlossen worden ist. Die Ausstellung hat ein Kunstwerk enthalten, das pornografische Motive und Jesus-Bilder miteinander vermischt, sowie zwei weitere Bilder, die Menschen beim Sex zeigen. Jemand hat mir ungefragt Fotos davon zugeschickt.

Mit den Bildern der Ausstellung im Kopf erlebe ich, dass der Bibeltext etwas dazu zu sagen hat. Er ist als eine Rede des Mose wunderbar literarisch gestaltet. Mose erinnert sein Volk an den Tag, an dem es am Berg Horeb die Zehn Gebote empfangen hat. Wie der Berg in Flammen stand und Gott aus dem Feuer heraus sprach. Ansonsten war da nur „Finsternis, Wolken und Dunkel“. Daraus folgt das Gebot: Weil ihr Gott nicht sehen konntet, darum sollt ihr euch kein Gottesbildnis machen. Das Hören steht hier über dem Sehen: „Ihr saht keine Gestalt, nur eine Stimme war da.“ Gegenüber dem Gesprochenen ist selbst die Dinglichkeit der Steintafeln unwichtig.

Ach, hätten wir doch von diesem Gebot her mehr über die Grenzen der Kunst nachgedacht. Stattdessen haben wir sie zu etwas Heiligem verklärt. Kaum ein Ausstellungsmacher weist die Künstler in die Schranken. So war es bei der Documenta in Kassel. So ist es in Nürnberg gewesen. 

Die Nürnberger Ausstellung wollte verstörend und provozierend sein. Der Künstler selbst äußert sich respektlos gegenüber der Religion. Warum muss das in einer Kirche sein? Kein Wunder, dass mich die Bilder verletzen. Indem Jesus so seines biblischen Charakters entkleidet und in einen sexualisierten Kontext gestellt wird, ist das, was mir heilig ist, beschädigt, entweiht. Es hat seinen Grund, dass pornografische Darstellungen von Seiten der Religionen wie in der heutigen Gesetzgebung Regeln unterworfen sind. Denn Sexualität kann auch übergriffig sein. 

Am 10. Trinitatis-Sonntag denken wir an unsere jüdische Schwesterreligion, der wir diesen Bibeltext verdanken. Gegenüber Juden und Muslimen haben wir gelernt, deren Selbstverständnis zu achten. Jetzt ist es Zeit, von den anderen zu lernen: Die meisten Juden und Muslime würden vergleichbare Motive nicht gutheißen. Die himmlischen Gestalten gehören nicht in einem verstörenden Kunstwerk entehrt. Mit dem Respekt, mit dem wir andere behandeln, sollten wir unsere eigene Tradition ansehen.

Im Bibeltext sticht die Begründung heraus, warum die Gebote wichtig sind: Wenn die Völker sehen, wie sich die Israeliten an die Gebote halten, dann bewundern sie „euren Verstand“. Zu den Geboten gehört Ehrfurcht vor Gott und eben kein verstörendes Bildermachen. Eine Glaubensgemeinschaft gewinnt an Achtung, wenn sie ihren Markenkern glaubwürdig lebt. Dazu gehören Liebe und Respekt, aber auch die Ehrfurcht vor dem Göttlichen. 

Kirchenrat Gerhard Gronauer, Referent der Regionalbischöfin Ansbach-Würzburg

Lied 290: Nun danket Gott

Gebet: Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, Vater Jesu Christi, du hast dein Volk erwählt als Zeichen deiner Liebe. Du hast ihnen die Gebote gegeben. Wir danken dir, dass du auch uns erwählt hast. Lass uns Kirche sein, die dir die Ehre gibt und Liebe lebt. Amen.