Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger
Ich hatte eine etwas knifflige Fragestellung und suchte im Internet nach einer passenden Antwort oder leichten Erklärung. Da rief ein Freund an. Als ich ihm von meinem Problem erzählt, sagte er „Jage es mal durch ChatGpt. Ich habe neulich damit ein Anschreiben verfasst – das ist toll geworden.“
Das beeindruckte mich und ich begann zu lesen und meinem Computer Fragen zu stellen. „Die Idee hinter GPT besteht darin, dass es große Mengen an Textdaten analysiert, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen und auf dieser Grundlage menschenähnliche Antworten zu generieren“, schrieb mir – wie von Geisterhand – das Programm.
Es gibt viele gute Gründe und Bedenken gegen solche Programme. Und wahrscheinlich gibt es genau so viele dafür. Die Texte sind mitunter so gut, dass man sich eigenes Denken durchaus sparen könnte. Für mich steht fest: Es wird unsere Welt noch einmal mehr verändern. Ob zum Guten oder Schlechten wird ganz auf uns Menschen selbst ankommen und wie wir diese Technik nutzen.
Spannend wurde es für mich, als ich zufällig das Wort „Segen“ las. Würde eine künstliche Intelligenz wissen, was Segen bedeutet?
„Menschen, die gesegnet werden, empfinden dieses Gefühl oft als eine Art innere Stärke, Trost oder Ermutigung. Es kann auch als ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen oder mit einer höheren Kraft wahrgenommen werden, je nach den spirituellen Überzeugungen der Person. In einigen Kulturen wird Segen durch Gesten wie das Auflegen der Hände oder durch spezielle Rituale und Gebete symbolisiert. Segen kann auch verbal ausgedrückt werden, zum Beispiel durch gute Wünsche wie „Ich wünsche dir Glück und Erfolg“ oder „Möge Gott dich segnen“.
Den Unterschied zwischen Glückwünschen und Segen werden wir Menschen machen müssen. Indem wir unsere eigenen Erfahrungen mit einem Segen weitergeben und erzählen.
Eine künstliche Intelligenz ist mit Daten und Handlungsanweisungen „gefüttert“ und gibt dadurch Wissen weiter. Wir Menschen hingegen verfügen im Laufe unseres Lebens über Erfahrungen, die wir gemacht haben. Dann ist ein Segen kein gedankliches Konstrukt mehr, sondern eine tiefe Erfahrung der Seele.
Eine Seele jedoch besitz ein Computerprogramm nicht.