Lebenslinien: Ruth Banna seit 40 Jahren Pflegedienstleiterin im Zentralen Diakonieverein
Das Engagement Ehrenamtlicher war ein hoffnungsvoll blühendes Pflänzchen bei der Betreuung demenzkranker Menschen – damals, vor zehn Jahren. Im Herbst 2013 stellte das Sonntagsblatt bereits Ruth Bannas Ideen für die Betreuung von demenzkranken Menschen vor, die regelmäßig Hilfe vom Zentralen Diakonieverein benötigen und Impulse von Ehrenamtlichen bekamen. Von Schillingsfürst aus koordiniert Banna als Pflegedienstleiterin die Tagespflege für die Dekanatsbezirke Rothenburg ob der Tauber und Leutershausen. Dabei blickt sie nun auf fast lebenslange Erfahrungen zurück: Seit genau 40 Jahren ist sie dabei. Geschäftsführer Bernhard Haager unterstützt sie intensiv.
Damals, als Ruth Banna ihr Leben der häuslichen Pflege verschrieb, gab es noch keine Pflegeversicherung – diese kam erst 1995. Gerade im ländlichen Bereich lebten viele ältere Menschen mit ihren Kindern und deren Familien zusammen. Sie kochten für die Großeltern mit, wenn nicht ohnehin alle gemeinsam aßen. Und sie hatten im Blick, wie es der älteren Verwandtschaft ging, oder konnten sie zum Arzt fahren.
All das ist inzwischen selbst auf dem Land Vergangenheit. Dafür sind inzwischen Ärzte und Geschäfte weiter weggerückt und konzentrieren sich eher zumindest in den Mittelzentren. Nun leben auch auf dem Land immer mehr Senioren in einem Haushalt ohne jüngere Familienangehörige oder gar allein.
Inzwischen stoppte auch Corona das grünende Pflänzchen der ehrenamtlichen Hilfe, die das Sonntagsblatt vor zehn Jahren darstellte. Und es erhielt danach keinen weiteren Wachstumsschub mehr, da viele der Helfenden selbst nun nicht mehr so aktiv sein konnten.
Neue Herausforderungen wie Fachkräftemangel
Inzwischen ist der Fachkräftemangel in der Pflege das bestimmende Thema auch vor Ort, das vieles überwuchert. Er hat gerade die Landgemeinden rund um Schillingsfürst mit voller Wucht getroffen. Die Berichte und Meldungen über schlechte Arbeitsbedingungen, dauerndes flexibles Einspringen für andere – aber auch die zunehmende Bürokratie und immer anspruchsvollere Schulungen selbst für Haushaltshilfen würden da zunehmend durchschlagen, so Banna.
Viele erfahrende Mitarbeitenden gehen bald in den Ruhestand – auf zwei ausscheidende Kräfte kommt dann ein junger Mensch, der einsteigt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Anfragen, da die Bevölkerung auch vor Ort älter und pflegebedürftiger wird. Nicht immer allen Bedürfnissen kann da schon jetzt entsprochen werden: „Es kann ab 11 Uhr jemand vielleicht zum Waschen kommen, aber nicht um 7 Uhr.“
Und dies, obwohl Ruth Banna und Bernhard Haager die Arbeit von sechs Diakoniestationen Rothenburg und Schillingsfürst sowie in Neusitz, Wettringen, Oberdachstetten und Hartershofen koordinieren. Da lassen sich schon einmal Engpässe an einer Stelle ausgleichen – doch ist dazu erst einmal eine Einarbeitung am Nachbarort notwendig.
Doch Ruth Banna gibt nicht auf: Um in der Zukunft dort anpassungsfähiger zu sein, wünscht sie sich zusammen mit Bernhard Haager für die Zukunft Springer-Pools: Die Mitarbeitenden könnten für höheren Lohn dann bei Ausfällen einspringen, so dass die direkten Kollegen in der betroffenen Diakoniestation „nicht immer mehr arbeiten müssen, weil zu wenig da sind“.
Auch für die Pflegedienstleitungen vor Ort sei es natürlich sehr viel weniger stressig, „wenn nicht alles auf Kante genäht ist“. Und die anderen Kräfte können ihre Arbeitszeiten besser einhalten. Fast immer sind sie individuell vereinbart – oft nur über wenige Stunden oder nur vormittags, wenn die Kinder zur Schule gehen. Ihnen allen die Wertschätzung für ihre Arbeit zu zeigen, ist Ruth Banna wichtig: Neben der Bezahlung, die besser ist als ihr Ruf, gibt es kreative Ideen wie Gutscheine oder Essengehen.
Ferner hat Ruth Banna für die Dekanatsbezirke auch zwei Tagespflege-Einrichtungen, die direkt mit den Betreuungskräften koordiniert sind, beharrlich aufgebaut. Inzwischen wurde da bereits ein Wunsch Wirklichkeit: Es fahren Zubringerbusse, die mit Hebeliften behindertengerecht ausgestattet sind. Für die Zukunft wünscht sich Ruth Banna mehr Auszubildende, auch in Teilzeit. Persönlich hat sie noch den Traum: auf einem Bauernhof ein Mehrgenerationenhaus aufzubauen – vielleicht findet sich dazu auch Zeit!