Taufen inmitten der Schöpfung

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Pastor Wilm taufte Wanja am Hamburger Elbufer im Juni 2019. Insgesamt gab es bei diesem großen Tauffest, dem Vorbild für die diesjährige Aktion, rund 500 Taufen mit Teilnehmenden aus 65 Kirchengemeinden. Foto: epd/F
Pastor Wilm taufte Wanja am Hamburger Elbufer im Juni 2019. Insgesamt gab es bei diesem großen Tauffest, dem Vorbild für die diesjährige Aktion, rund 500 Taufen mit Teilnehmenden aus 65 Kirchengemeinden. Foto: epd/F

Um Johanni herum, dem Täuferfest, gibt es auch in Bayern viele evangelische Tauffeiern 

Taufe in der Tauber – warum nicht? Inzwischen setzt auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern mit diesem Sakrament draußen in der Schöpfung Akzente. Davor hatten vor allem die Kirchen in nördlicheren Gefilden Deutschlands schon längst das Meer und Seen oder Flüsse als Taufort neu entdeckt.

Nach dem Hochzeitsfest nun die Taufe: Die bundesweite Taufinitiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lädt rund um den Johannistag oder kurz danach zu Tauffesten im Grünen ein – vorzugsweise an natürlichen Gewässern (vergleiche auch die Ankündigung im Sonntagsblatt vor zwei Wochen). Daneben gibt es landauf, landab entsprechende Taufaktionen im Kindergarten oder digitale Glaubensgespräche für Erwachsene. 

All dies steht unter dem Motto „Viele Gründe, ein Segen: Deine Taufe“. Impulsgeber dafür war 2019 ein Tauffest im Kirchenkreis Hamburg: Damals ließen sich an einem Tag 500 Menschen in der Elbe taufen. Davor fand schon in Nürnberg im Sommer 2011 ein gemeinsames Fest mit 79 Taufen statt.

Johannes der Täufer hatte einst den Jordan genommen. Jesus ließ sich dort von ihm dort taufen – wie auch einige der späteren Jünger und Apostel, die Johannes eigens auf den Gottessohn als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt“ (Joh 1, 29 + 36) hinwies. Vorbild war auch der aussätzige Naaman aus dem Alten Testament: Er tauchte auf Befehl des Propheten Elischa siebenmal im Jordan unter, um seinen Aussatz zu heilen und sich zu reinigen (2. Kön 5,1).

Mehr als hundert Kirchengemeinden aus der Bayerischen Landeskirche sind nun bei der Aktion engagiert dabei: Schließlich ist die Taufe ein Herzstück des christlichen Glaubens und bestätigt sichtbar die Zusage Gottes an jeden Menschen: „Du bist geliebt. Du gehörst zu Jesus Christus, er hat dich erlöst.“ 

Im Main und in der Isar, im Bodensee oder am Nürnberger Wöhrder See – an allen diesen Gewässern finden nun rund um den 24. Juni Taufen statt. Sollte gar kein natürliches Wasser vorhanden sein, so ist selbst ein Fest im Freibad möglich, wie in Vohenstrauß in der Oberpfalz. Selbst um Kuchen, Snacks oder Getränke für das Fest kümmern sich oft Gemeinden und Dekanate.

Auch Tauchgang möglich

Pfarrerin Karola Schürrle von der Segen- und Servicestelle Nürnberg weiß bereits jetzt von vielen Anfragen von Taufwilligen. „Vor kurzem wollte ein Mann aus der Schweiz wissen, ob er beim Tauffest auch mit ganzem Körper untergetaucht werden könne.“ Natürlich, das sei bei entsprechenden Gegebenheiten möglich, obwohl im evangelischen Raum auch aus praktischen Gründen meist mit dreimaligem Besprengen mit Wasser getauft wird. 

Anders als bei der Aktion „Einfach heiraten“, die viele Gemeinden und Dekanaten – auch wie berichtet Rothenburg – in diesem Jahr am 23. März veranstalteten, sind vorher Gespräche mit den Taufwilligen oder ihren Eltern nötig. Denn mit der Taufe ist auch der Eintritt in die Kirche verbunden. Sie ist einmalig. Wenn bereits jemand etwa in anderen Kirchen getauft sei, gibt es keine Wiederholung. Hingegen sind Taufen in der Regel zwischen den einzelnen Kirchen wechselseitig anerkannt. Dagegen sind Tauferinnerungen möglich, die teils auch während der Tauffeste stattfinden.

Schließlich ist die Taufe eng mit der Gabe des Heiligen Geistes verbunden. Der Täufling wird nach dem Apostel Paulus (Römer 6) in Christi Tod getauft und mit Christus „begraben in den Tod“. Er oder sie überschreitet die „Schwelle“ zwischen dem alten Sein des Menschen in der Sünde und dem neuen Sein seines Lebens in Christu – und erhält Anteil an Christi Auferstehung.  

Die Taufe ist eng mit Glauben verbunden: Auch die kleinen Kinder sollten von Eltern und Paten auf diesem Pfad geführt werden. Martin Luther sah in der Taufe ein Zeichen der Zusage Gottes von der Vergebung und seiner bedingungslosen Annahme. Er schließt seinen Bund mit uns, gerade auch wenn die Getauften immer wieder daran scheitern – und dennoch sich auf die Zusage Gottes bei ihren täglich neuen Bemühungen verlassen können. 

Taufe an der Tauber

Insgesamt dürften es wohl an die Tausend Menschen in ganz Deutschland werden, die sich im Rahmen dieser Aktion taufen lassen. Darunter seien Jugendliche, Patchwork- und Regenbogenfamilien sowie Alleinerziehende, so heißt es aus Kirchenkreisen. Aber auch viele Menschen mit ganz klassischem Familienhintergrund habe „Corona aus dem Rhythmus gebracht“, so die Rothenburger Dekanin Jutta Holzheuer.

Dort findet am Sonntag, 9. Juli, ab 14 Uhr ein dekanatsweites Tauffest am Tauberufer des Wildbades statt. Taufen geschehen für Dekanin Holzheuer in die jeweiligen Gemeinden hinein – auch wenn sie nun nicht direkt in den Kirchen stattfänden. Insofern ist ihr wichtig, dass sich taufwillige Familien mit der Gemeinde in Verbindung setzen, zu der sie gehören. Soweit möglich nehmen die jeweils zuständigen Pfarrerinnen und Pfarrer dann die Taufen vor. Posaunen spielen. Allerdings sei die Terminfindung bereits schwierig gewesen – weswegen das Fest auch zwei Wochen nach dem Johannistag stattfindet. 

In der Tauber selbst sollen die Taufen nicht stattfinden, da sie dort am Wildbad recht schlammig ist und die Wege in sie hinein auch nicht so einfach sind. Falls sie gerade klares Wasser führe, könne es aus dem Fluss entnommen werden.

Auch die Rothenburger laden die Täuflinge und ihre Familien zu Kaffee und Kuchen oder auch kalten Getränken am Wildbad ein, so Holzheuer. Die Logistik dort sei ja vorbildlich. Den Angehörigen soll es so einfach wie möglich gemacht werden. Wer möchte, kann sich auch für ein Picknick ausrüsten und die Decke auf der Wiese ausbreiten. 

Es gibt bereits mehrere feste Anmeldungen zu dem Ereignis. Grundsätzlich können sich aber Interessierte immer noch bis kurz vor dem Termin melden. Die Seelsorgenden führen zunächst ein Vorbereitungsgespräch. Das Tauffest ist aber kein Endpunkt: Eine Woche danach findet etwa in der Rothenburger St. Jakobskirche ein Erinnerungsgottesdienst für die Täuflinge des vergangenen Jahres statt.

Die Veranstaltungen in ganz Bayern rund um die Taufe sind auf einer interaktiven Karte zu finden: https://www.deinetaufe.de sowie auch https://segen.bayern-evangelisch.de/taufinitiative-ekd.php. Interessierte Kirchengemeinden können sich selbst dort eintragen. Weitere Infos finden sich ebenfalls auf vielen Dekanatsseiten, etwa unter https://www.dekanat-rothenburg-evangelisch.de/Tauffest