Himmlisches Lob

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Inge Wollschläger im Editorial für das Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger

„Sitz!“, sage ich. Der Hund plumpst artig auf seinen Hintern und wedelt ein wenig mit dem Schwanz. „Guter Hund“, lobe ich ihn, gebe ihm ein Leckerchen. „Gut gemacht!“

Die „Hundeschule“ scheint dem Pudel Spaß zu machen. Ganz aufmerksam schaut er mich mit seinen Hundeaugen an. Ob er sich über das Lob oder nur den Keks freut – wer weiß das letztlich schon. 

Wissen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wann Sie das letzte Mal so richtig aus vollem Herzen gelobt worden sind? Wann Ihnen jemand ein „Gut gemacht“ gesagt hat? 

Wahrscheinlich nimmt die Möglichkeit mit jedem Lebensjahr ab, dass uns einer über den Kopf streichelt und sich mit uns über unsere kleine und großen Erfolge freut. Ab einem gewissen Alter beherrscht man die meisten Dinge und viel Neues kommt nicht mehr hinzu. 

Trotzdem gibt es immer wieder Augenblicke, die neu sind. Wo wir uns – egal wie alt – getraut haben. Oftmals ist es gar nichts Großes oder Besonderes. Bei mir war es neulich der Umstand, dass ich mir meine fünf liebsten Messer eingepackt habe, auf den Markt geradelt bin und sie zum Messerschleifer gebracht habe. Seit Jahren wollte ich einen frischen Schliff haben, aber immer kam was dazwischen. Und nun war es soweit. Auch wenn es nur ein kleiner und unbedeutender Moment sein mag: vom Gefühl her hätte mir anschließend auch jemand ein „Gut gemacht“ sagen können. Oder wie ich in einer hitzigen Besprechung meine Meinung für mich behielt und damit den Frieden wahrte und stattdessen tief durchatmete und freundlich schaute.

 Immer und immer ist da in allen Menschen dieser Wunsch, dass uns einer anschaut, und sagt: „Super! Gut gemacht! Weiter so!“

Ob unser himmlischer Vater das an unserem Lebensende sagen wird? Ich weiß es nicht. 

Ich vertraue darauf, dass ich in seinen Augen „eines seiner Kinder bin“ und schon jetzt unendlich geliebt bin – ob ich nun beim Messerschleifer war oder meinen Mund gehalten habe. In den Augen Gottes bin ich genau so richtig und gut, wie er mich einst gedacht hat. 

Manchmal allerdings habe ich in bestimmten Momenten das Gefühl, als würde ich einen „himmlischen Flauscher“ oder Lob bekommen. Dann freue ich mich genau so wie der kleine Hund.