„Größter Veränderungsprozess der Kirche“

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„Wir marschieren in Gottes Licht“, sang der Chor aus Tansania auf der Frühjahrsitzung der Landessynode in englischer Sprache. Foto: Bek-Baier
„Wir marschieren in Gottes Licht“, sang der Chor aus Tansania auf der Frühjahrsitzung der Landessynode in englischer Sprache. Foto: Bek-Baier

Berichte der Synodalpräsidentin und des Landesbischofs vor der Synode in München

Es war sein letzter Bischofsbericht bei einer Synodaltagung: Bevor das Kirchenparlament der bayerischen Protestanten zu seiner nächsten regulären Herbsttagung im November zusammenkommt, scheidet Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm aus dem Amt.

„Wir marschieren in Gottes Licht – We are marching in the light of god!“ sang und tanzte der Chor aus Tansania am Morgen des zweiten Synodentages in der Münchner Kirche St. Markus. Die Enttäuschung und der Schreck vom erfolglosen Wahlmontag waren bis dahin so mancher Synodalin und so manchem Synodalen noch im Gesicht anzusehen. „Plötzlich fängt eine betroffene Synode an, wieder zu lächeln, sich rhythmisch zu bewegen und sich auf unseren Herrn Jesus Christus und seinen Weg zu besinnen“; beschrieb hinterher Hans Stiegler, stellvertretender Synodalpräsident, seine Eindrücke.

Ein großes Thema auf der Frühjahrssynode in München waren die weltweiten Kirchenpartnerschaften mit verschiedenen Kirchen und die Verlängerung der Partnerschaftsverträge. „Was mich begeistert, an den Kirchenpartnerschaften ist, dass es nicht ein ökumenischer Jetset ist, sondern, dass das an der Basis gelebt wird“, sagt der noch amtierende Landesbischof Heinrich Bedford- Strohm. 

Letzter Bericht vor Synode

Der Landesbischof hatte zuvor in seinem letzten Bischofsbericht die Gelegenheit genutzt, einen thematisch großen Bogen zu spannen – und für einen ersten Rückblick auf seine bald zwölf Jahre in diesem Amt. „Mein Herz ist voller Dankbarkeit“, sagte der Bischof, dessen Amtszeit am 31. Oktober offiziell endet. Er werde das Amt bis dahin „mit voller Kraft ausüben, um unsere bayerische Landeskirche in schwierigen Zeiten gut in die Zukunft zu führen“.

Man befinde sich mitten „in einem der größten Transformationsprozesse, die wir in dieser Kirche je erlebt haben“, sagte Bedford- Strohm. Er hoffe, dass er seinem Nachfolger die Institution so übergeben kann, dass der Prozess „wirklich aufs Gleis gesetzt ist“. Diese Veränderungen seien nötig, weil sich die Gesellschaft in den vergangenen sieben Jahrzehnten so grundlegend verändert habe, dass eine Kirche, „die mit den Menschen in Kontakt treten will, sich auch verändern muss“, erläuterte er.

Veränderung der Dekanate

Dazu gehörten natürlich auch Strukturfragen. Man arbeite daran, „die Zahl der Dekanate zu verkleinern, das Führungsprofil der Dekaninnen und Dekane zu schärfen und mit mehr Leitungsanteil zu versehen“. Auch die Überlegungen zur Verringerung der Anzahl der Kirchenkreise seien „in vollem Gange“. Zur enorm hohen Zahl an Kirchenaustritten sagte er, durch die deshalb geringer werdenden finanziellen Mittel werde „manches an wirklich segensreicher Arbeit“ nicht mehr möglich sein. Er danke daher allen, die in der Kirche bleiben.

Ein gelungenes Beispiel für eine zukunftsfähige Kirche sei die Aktion „Einfach heiraten“ vor knapp drei Wochen gewesen. Selten habe er so viele und positive Berichte über kirchliche Aktionen in den Medien gesehen. Die Aktion sei „mutig“ gewesen, und sie habe im Vorfeld zu Kontroversen geführt, weil manche die Sorge hatten, „dass der Segen verschleudert wird“, sagte Bedford-Strohm. Dies sei mitnichten passiert. „Niemand unter denen, die gekommen sind, hat den Segen leichtfertig entgegengenommen“.

Beim Thema Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch erhofft sich Bedford-Strohm „mehr Unterstützung vom Staat“. Denn es bestehe eine „große Unsicherheit darüber, was als Anerkennungsleistung angemessen ist oder was in Härtefällen noch zusätzlich gezahlt werden sollte“. Wer Missbrauch erlebt habe, dürfe nicht feilschen müssen, sagte er: „Trotzdem müssen wir Vergleichbarkeit schaffen.“ Denn Betroffene dürften nicht nach geografischem oder gesellschaftlichem Tatort unterschiedlich behandelt werden.

Zukunft der Kirche

Synodalpräsidentin Anne Kathrin Preidel thematisierte in ihrem Bericht die Zukunftsfähigkeit der Kirche, die man durch den Prozess „Profil und Konzentration“ gewährleiste. Das wolle man mit den Zielen von PuK, moderne digitale Kommunikation, die Förderung der Regionen, Ermöglichung von Freiraum in der strukturellen Gestaltung, Zusammenarbeit der Berufsgruppen, Stärkung der Spiritualität und dem Umbau der Leitungsstrukturen erreichen. „Jetzt und immer wieder ist die Zeit, das Evangelium zum Leuchten zu bringen. Die Zukunft ist das, was wir aus ihr machen!!“, sagte sie. Man nutze diese Synodalperiode um zuversichtlich in die Zukunft zu gehen.“ 

Blick über den Tellerrand

Deswegen sei jetzt auch die Zeit, über den Tellerrand zu schauen. Das tat die Synode indem sie einen Thementag zu den Kirchenpartnerschaften abhielt. Danach wurden die Vereinbarungen über die partnerschaftlichen Beziehungen zur Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) sowie den Dreiervertrag der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (CILCA) verlängert. „Unsere Partnerschaften, die Gastfreundschaft als ein großes Geschenk erfahren lassen, sind mir bei meinen Reisen mit dem Landesbischof als etwas sehr Wertvolles ans Herz gewachsen“, bekannte Preidel. Mit den Partnerschaften habe man Einfluss darauf, „diese Welt zu einer besseren Welt zu machen“, ist die Synodalpräsidentin überzeugt.

Friede und Gerechtigkeit

Im Blick auf den Krieg in der Ukraine, aber auch der Not in der
Welt sagte Preidel: „Gerechter Friede bedeutet mehr als die Ablehnung von Krieg und den Schutz von Menschen vor dem Einsatz von Kriegswaffen und Gewalt. Er bedeutet auch soziale Gerechtigkeit, Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde, gute Gesundheitssysteme und sichere Lebensverhältnisse.“