Fortsetzung folgt …

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Nina Lubomierski, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Oberkirchenrat Christian Kopp und Präsidentin Annekathrin Preidel nach einem langen aber erfolglosen Wahlmarathon. Foto: Bek-Baier
Nina Lubomierski, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Oberkirchenrat Christian Kopp und Präsidentin Annekathrin Preidel nach einem langen aber erfolglosen Wahlmarathon. Foto: Bek-Baier

Wahlmarathon bei Landessynode in München – kein Ergebnis nach sechs Wahlgängen

„Es ist eine historische Synode“, eröffnete Landessynodalpräsidentin Annekathrin Preidel die Frühjahrssynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in der Matthäuskirche München. Denn es ist nicht nur die Synode der Bischofswahl, sondern auch die 150 Tagung der Landessynode. Aber auch in ganz anderer Beziehung wurde diese Wahl historisch. Es benötigte sechs Wahlgänge um festzustellen, dass man kein Ergebnis erzielen konnte. Aber von vorne: Zur Wahl standen Direktorin Gabriele Hoerschelmann von Mission EineWelt, der Münchner Oberkirchenrat Christian Kopp, die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker, die sich bereits im Vorfeld bei öffentlichen Terminen ausführlich vorgestellt hatten.

Wahl per Knopfdruck

Laut jüngstem Beschluss der Synode hatte sich etwas geändert: Erstmals ist die Amtszeit des Bischofs, der Bischöfin, auf zehn Jahre festgelegt. Die Wahl fand zwar in geheimer Wahl, aber öffentlich zugänglich statt und wurde zum ersten Mal elektronisch abgehalten. Dazu erhielten die Synodalen ein Tablett, das nur für die Wahlfunktion ausgelegt war. „Wir haben ein öffentliches, transparentes Wahlverfahren“, betonte Preidel. Gewählt ist, wer im ersten oder zweiten Wahlgang eine Mehrheit mit einem Quorum von Zweidrittel aller Stimmen erhalten hat. Wird diese Mehrheit nicht erreicht, so genügt ab dem dritten Wahlgang die absolute Mehrheit aller Stimmen. Sollte der sechste Wahlgang kein Ergebnis bringen, muss ein neuer Wahlvorschlag gemacht werden. Doch daran glaubt hier zu diesem Zeitpunkt keiner.

Die Landessynode hat 108 stimmberechtigte Mitglieder. 106 waren anwesend. Eine Mehrheit von Zweidritttel der Stimmen aller Synodalen bedeutet 72 Stimmen. Die Mehrheit wäre 55 Stimmen. Kommen die nicht zustande, findet ein vierter Wahlgang statt. Ab dem fünften Wahlgang stehen nur noch die Kandidaten zur Verfügung, die zuvor die meisten Stimmen hatten.

Die Spannung stieg. Die Synodalen drückten ihre Wahl in die Tabletts. Man konnte zur Wahl am Platz bleiben, umhergehen, sich separieren und sich in eine stille Ecke der Matthäuskirche setzen. Viel Zeit dazu blieb nicht. Als alle Synodalen am Gerät gewählt hatten, zog sich der Wahlausschuss nicht einmal für eine Minute zurück. Die Technik macht es möglich. Dann gab der stellvertretende Synodalpräsident Walter Schnell das erste Ergebnis bekannt.

Beim ersten Wahlgang entfielen auf Gabriele Hoerschelmann dreizehn Stimmen, auf Christian Kopp 39, Nina Lubomierski 24 und Klaus Schlicker 29 Stimmen. Es wurden 106 Stimmen abgegeben mit einer Enthaltung. Ein zweiter Wahlgang musste stattfinden. Zwischen den Wahlgängen gab es kurze Andachtsworte, Lieder, Stille. 

Noch kein Ergebnis …

Im zweiten Wahlgang entfielen auf Gabriele Hoerschelmann dreizehn Stimmen, auf  Christian Kopp 34, Nina Lubomierski 30 und Klaus Schlicker 29 Stimmen, bei 106 Stimmen insgesamt. Zwischen den Wahlgängen konnten sich die Arbeitskreise eine Auszeit erbeten und beraten. Meist dauerte das etwa zwanzig Minuten. Vor jedem Wahlgang wieder gemeinsames Singen und Stille.

Dann begann der 3. Wahlgang, 55 Stimmen, die absolute Mehrheit wären nun nur noch nötig gewesen.

Es erhielten Gabriele Hoerschelmann 9, Christian Kopp 42, Nina Lubomierski 28 und Klaus Schlicker 27 Stimmen. Das reichte nicht. Und es geschah noch etwas: „Ich habe viel gelernt und danke denen, die mir ihre Stimme gegeben haben“, sagte Gabriele Hoerschelmann vor dem Plenum. Aber nach dem dritten Wahlgang habe sie entschieden zurückzuziehen. Dafür erhielt sie großen Applaus des Respekts.

… und immer noch keines!

Im vierten Wahlgang erhielten Christian Kopp 43, Nina Lubomierski 34 und Klaus Schlicker 29 Stimmen. Schlicker zog sich vor dem 5. Wahlgang ebenfalls zurück. Er dankte seinen Unterstützern und seinen Mitbewerberinnen und Bewerbern. „Wir waren ein tolles Team. So geht man geschwisterlich miteinander um!“ Sein Anliegen sei die Gemeinden zu stärken und ein klares geistliches Profil der Kirche mit Jesus Christus im Zentrum an den Tag zu legen. Er wünschte sich von dem künftigen Bischof oder der Bischöfin, diesen Kern der Botschaft mit Jesus Christus als Hoffnung für die Menschen zum Kern der Arbeit zu machen. Auch er erhielt Applaus.

Auch wenn es kaum möglich erschien, stieg die Spannung noch einmal an. Wieder wurden Auszeiten zur Beratung beantrag. Ein Zeichen dafür, dass im Hintergrund heftig darum gerungen wurde, wem man nun seine Stimme geben würde. Zum 5. Wahlgang traten nun nur noch Christian Kopp und Nina Lubomierski an. Im fünften Wahlgang war wieder eine absolute Mehrheit aller 106 gewählten und anwesenden Synodalen nötig, also 55 Stimmen. Als Walter Schnell an das Redner Pult trat herrschte gespannte Stille in der Kirche: „Christian Kopp 51, Nina Lubomierski 51, bei vier Enthaltungen.“ Bei beiden sah man Überraschung und eine gewisse Entspannung. Spontan bot Kopp Lubomierski die freundschaftliche Faust an und sie schlug ein. Somit wurde ein weiterer Wahlgang notwendig.

Sie sei eine Macherin, dabei käme sie frisch daher, kommt bei der jüngeren Generation gut an, und das bei zuordenbarer Frömmigkeit, konnte man vor dem sechsten Wahlgang von verschiedenen Seiten über Nina Lubomierski munkeln hören. Er habe vielschichtige Erfahrungen in vielen Bereichen der Kirche, war in den verschiedenen Regionen Bayerns zuhause, kenne die Menschen und ihre Belange, hieß es bei den Befürwortern von Christian Kopp.

Komm, Heiliger Geist

Sollte keiner von beiden im sechsten Wahlgang die absolute Mehrheit von 55 Stimmen erhalten, müsste der Wahlvorbereitungsausschuss einen neuen Wahlvorschlag machen. Das wollte niemand in der Kirche.  So sang man zu Beginn des Wahlgangs alle Strophen von „Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft“.

Und nein, es gab kein eindeutiges Ergebnis. Kopp 52 Stimmen. Lubomierski 50. Was am Morgen keiner erwartet hatte, traf nun am Abend ein. Das hat es in der Geschichte der Landeskirche noch nicht gegeben. „So geht Demokratie“, sagte Schnell. Zwei Wege sind möglich: Ein neuer Wahlvorschlag wird aufgesetzt. Entweder mit den beiden bekannten Namen oder zwei ganz neuen Namen. Option zwei sieht ein völlig neues Wahlverfahren vor. Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein.