Segensreiches Wirken weitertragen

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Gespräche gut behütet – Seelsorge für Ehrenamtliche. Foto: epd/F
Gespräche gut behütet – Seelsorge für Ehrenamtliche. Foto: epd/F

Multiplikatorentagen gelingt es, Ehrenamtlichen die Seelsorge nahe zu bringen

Ehrenamtliche als Seelsorgende: Kann dies segensreich wirken, obwohl es doch eine Kernaufgabe von Pfarrern und Pfarrerinnen ist? Auf jeden Fall, da sind sich Hagen Fried und Barbara Hauck einig. Der stellvertretende Leiter im Nürnberger Amt für Gemeindedienst und Verantwortliche im „Referat Ehrenamt“ sowie die Pfarrerin in der Nürnberger Cityseelsorge sammelten Bausteine für einen Basiskurs zu diesem herausfordernden und bereicherndem Engagement. 

Sie blieben nicht allein: Fünf Einrichtungen aus dem Kirchenkreis Nürnberg, die sich um Seelsorge und um Fortbildungen vor Ort kümmerten, hatten dazu schon über fast drei Jahre hinweg bis 2019 ein kompaktes Seminar mit drei Fortbildungseinheiten erarbeitet. 

Diese Idee zog Kreise: Die Abteilung C „Ökumene und Kirchliches Leben“ im Münchner Landeskirchenamt unter der Leitung von Oberkirchenrat Michael Martin griff sie auf: Multiplikatorentage des Nürnberger Teams sollen die Idee weiterverbreiten: Nicht unbedingt bei den Ehrenamtlichen selbst, sondern zunächst bei Verantwortlichen in den Dekanaten und bei entsprechenden Einrichtungen soll sie weiterwirken. 

„Wenn also der Dekan sagt: Suche mir mal ein paar Ehrenamtliche für den Besuchsdienst im Krankenhaus“ – wie lässt sich damit umgehen? So beschreibt Barbara Hauck den Horizont der Multiplikatorentage. Dort stellen sie ihren Basiskurs vor. Nach einem Präsenz-Tag in Nürnberg findet nun ein weiteres Treffen am 1. Februar  in digitaler Form ortsübergreifend statt.

„Es sind Bausteine zur Anregung“, erklärt Barbara Hauck. In vielen Dekanaten und Kirchenkreisen gäbe es natürlich schon ähnliche Ideen. Die Anregungen des Multi-plikatorentages sind nicht als Konkurrenz gedacht, stellt Hagen Fried klar.

„Nun geht es darum, Menschen mit diesen Ideen weiter anzuregen“, erklärt Barbara Hauck voller Begeisterung, um die Idee der ehrenamtlichen Seelsorgearbeit weiter zu tragen. „Was heißt es, anderen zu begegnen?“ Das braucht nicht unbedingt im Seniorenheim oder in der Klinik zu beginnen, sondern etwa bereits beim Austragen der Gemeindebriefe. Am Gartenzaun oder an der Haustür kann dann hinter den alltäglichen Floskeln plötzlich die Einsamkeit des Besuchten aufscheinen. Wie damit umgehen?

Der Basiskurs, den die Multiplikatoren vorgestellt bekommen, soll den engagierten Ehrenamtlichen helfen das eigene Seelsorgeverständnis zu klären: Welchen Rahmen und welche Felder gibt es dafür? Die Person des Seelsorgenden ist das wichtigste „Instrument“ der Begegnung – gerade auch zwischen Tür und Angel. Eine entsprechende Arbeitshilfe von Hagen Fried, Anne Mayer-Thormählen und Barbara Hauck veröffentlicht das Amt für Gemeindedienst demnächst. Für den dreiteiligen Basiskurs „Seelsorge für Ehrenamtliche“ bietet sie viel Material und Anregungen. Auf ihr basieren die Multiplikatorentage.

Eine Kooperation bei der Basisvermittlung ist auch im Sinne des Prozesses „Profil und Konzentration“ wertvoll. Das kann natürlich zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen stattfinden, Menschen aus verschiedenen Bereichen miteinander vernetzen, aber auch interkonfessionell gestaltet sein oder sogar in enger Zusammenarbeit mit Engagierten des Roten Kreuzes, schlägt Barbara Hauck vor. 

Hagen Fried ergänzt: Bei dem ersten Multiplikatorentag trafen sich Mitarbeitende aus demselben oberfränkischen Dekanat in Nürnberg, die nichts davon wussten, dass sie an derselben Baustelle arbeiten.

Es geht den Initiatoren darum, welche Rolle die Engagierten bei ihren bereichernden Begegnungen einnehmen können. Also: Welches Kleid sie anziehen können, so dass es passend ist. Dazu kommt der eigene „Glaubens-Horizont“: Welche Ausdrucksformen der Frömmigkeit und Spiritualität prägten die zukünftigen Helfenden? Welche Erfahrungen der Seelsorge haben sie selbst positiv und negativ erlebt? Nicht alle Formen eines Gesprächs sind für einen selbst bereichernd. Immer aber ist es wichtig, auch ein unausgesprochenes Anliegen hinter manchmal vielen Worten zu hören. 

Und über den eigenen Umgang mit Nähe und Distanz nachzudenken: Wo muss ich Grenzen setzen? Wann darf ich „nur“ zuhören? Wo finde ich selbst weitere Unterstützung? Alle diese Fragen dienen zur Erweiterung der eigenen Kompetenzen. Aber dazu gehört es auch, sich darüber klar zu werden: Kommt ein seelsorgerliches Engagement für die Teilnehmenden in ihrer momentanen Lebenssituation in Frage? Oder sind gerade ihre organisatorischen Fähigkeiten wertvoller?

Für viele Ehrenamtliche jedoch ist gerade ein solches Engagement in der Begegnung zu anderen attraktiv. „Es ist ein grundständiges Arbeitsfeld, das sich lohnt“, das ist Hagen Fried wichtig.