Vergebung Jesu als nie versiegender Bach

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt über den Propheten Amos

Die Branche von Lebensberatern und Erfolgsmanagern ist so erfolgreich wie nie zuvor! Sie nennen sich „Coaches“ und geben vor, nur das Beste für ihre potentiellen Kunden im Sinne zu haben. Auch wenn sie oft leicht zu durchschauen sind, spielen sie mit einer der grundlegendsten Sehnsüchte des Menschen. Sie werfen eine stetig aktuelle Frage auf: Was ist gutes Leben? 

Kein Mensch kann sich dieser Frage entziehen. Der Maßstab dafür ist meist unabhängig von messbaren Erfolgen. Menschen mit dem vollsten Konto, können gleichzeitig die tieftraurigsten Existenzen führen. Doch wenn das Innen mit dem Außen übereinstimmt und anders herum. Wenn Worte zum Denken, die Taten zur inneren Haltung passen, ist ein Leben stimmig. Gott lässt sich seit je her nicht von einem imposanten Außen hinters Licht führen. Nicht der Schein, sondern das ganze Sein eines Menschen ist bei Gott im Blick. Wenn es nicht übereinstimmt, wird er deutlich:

Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. 

Amos 5, 21–24

In Juda, wo der Prophet Amos sein Prophetenamt ausübte, war die Situation unstimmig. Das Volk pilgerte in Scharen an einen Heiligen Ort namens Bethel. Dort beteten sie
ein goldenes Stierbild an. Sie glaubten ihre religiöse Pflicht erfüllt
zu haben. Sie meinten dadurchalles für ein gutes Leben getan zu haben. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Gott ermahnte sie durch Amos in schärfsten Tönen. Ihre Taten waren nicht im Einklang mit ihren Gebeten. In Juda herrschte große Ungerechtigkeit. Gutes Leben geschieht dann, wenn Gerechtigkeit daraus hervorströmt wie ein Bach. Das klingt nach einem zu großen Anspruch, den kein Mensch erfüllen kann. 

Das Gegenteil ist aber der Fall: Gott allein schenkt gutes Leben, aber nicht durch Erfolgskonzepte. Er ist kein Coach. Er ist der Grund und das Ziel unseres Lebens. 

Jesus selbst ist der Innbegriff von Stimmigkeit. Gott offenbart sich als echter Mensch. Dadurch wird es unmöglich, Gott nur in unsere Innenleben einzusperren und ihn auf Gefühle zu beschränken. Im Leben von Jesus wird konsequente, tatkräftige Gerechtigkeit greifbar. Seine Gebete gehen über ins Handeln.

Jesu Worte erinnern an die Prophezeiung des Amos. Er sagt (Joh 7, 38), dass er in uns selbst eine Quelle mit lebendigem Wasser sprudeln lassen will. Vom Innen ins Außen. Die Quelle beginnt in uns zu fließen, wenn wir Buße tun – anerkennen, dass gutes Leben aus eigener Kraft unmöglich ist und jeder Versuch uns nur tiefer in den Abgrund stürzt. Seine Vergebung ist der nie versiegende Bach, der uns täglich neu reinigt und belebt. Jesus verheißt uns seinen Heiligen Geist, der diese Veränderung und Vergebung nach außen trägt. Gutes Leben gibt es nur aus Gottes Hand. Am Kreuz von Jesus streckt er sie uns entgegen.

  Dominik Rittweg, Pfarrer in Marlesreuth/Naila