Der Anker im Leben und Glauben

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Weihnachtliche Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Chefredakteur Martin Bek-Baier

In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit. Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Kolosser 2, 3.6–10

„Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“, singt man gelegentlich auf Geburtstagen als Ständchen. Und wir haben es auch gesungen auf dem Kindergeburtstag meines besten Freundes, damals vor vielen Jahren. „Du wurdest genau auf diesem Sofa geboren auf dieser karierten Decke!“, erzählte seine Mutter damals. Und wir Kinder, die auf seinem Geburtstag eingeladen waren, hörten staunend zu. Diese Geschichte habe ich nie vergessen. Auch wenn ich meinen Freund lange nicht mehr gesehen habe, ist er und die Erinnerung an ihn mir immer wichtig geblieben. Es gibt sie in vielen Familien. So eine Geschichte hören die Besucher der Gottesdienste am Heiligen Abend mit der Weihnachtsgeschichte.

Aber es gibt Geschichten, die noch weiter, die noch tiefer gehen. „Als du geboren wurdest hat sich unser Leben verändert! Wir haben acht Jahre nach unserer Hochzeit auf ein Kind gewartet. Du warst sehnlichst erwartet!“ Solche Geschichten, die aussagen, was ihre Geburt für die Familie bedeutete, können für den Menschen, dem sie erzählt werden, prägend sein. Ich habe sie nicht vergessen, weil sie bedeutsam waren und sind für das weitere Leben meiner damaligen Freunde. 

So eine Geschichte ist der Predigttext für den ersten Weihnachtsfeiertag aus dem Kolosserbrief. Sie erzählt weitergehend als die Geburtsgeschichten von Lukas oder Matthäus, was die Geburt von Jesus Christus für den Glaubenden, ja für die Welt bedeutet. Hört man noch am Heiligabend staunend die Umstände der Geburt Jesu, erhält man nun Antworten auf die Fragen, die man mit sich herumträgt. 

Das Angebot an Erklärungen der Welt, Philosophien, Lebensentwürfen und Verschwörungstheorien, vor denen der Brief warnt, ist heutzutage größer denn je. Was kann man glauben? Was schadet dem Glauben an Jesus Christus und was nicht? Wie erkennt man, ob man einem „Trug“ aufsitzt, wie der Brief
es nennt, oder nicht? Der Kolosserbrief gibt die Antwort klar und einfach: „Ihr müsst nicht weiterfragen, ihr müsst nicht weiter nach Antworten suchen. In Jesus Christus sind alle Antworten gegeben! Er gibt eurem Suchen im Glauben einen Sinn, er gibt eurem Leben einen Grund!“ 

Letztendlich geht es für jeden von uns darum: Wer ist Christus für mich, er, der als kleines Kind in die Welt kam? Was bedeutet für mein Leben, dass Gott Mensch wurde? Wenn der Kolosserbrief Erfolg bei uns hat, die wir ihn an Weihnachten lesen und hören, dann braucht man nicht mehr lange nach dem Sinn von Weihnachten, nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Der Predigttext an diesem ersten Weihnachtstag sagt es klar: Für den, der glaubt, ist Jesus Christus der Anker, der Grund im Leben!

Pfarrer Martin Bek-Baier, Rothenburg ob der Tauber 

Lied 23: Gelobet seist du Jesus Christ