Fußball ungleich Verantwortung?

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Martin Bek-Baier
Chefredakteur Martin Bek-Baier, Hintergrundbild von Pixabay

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Chefredakteur Marin Bek-Baier

Sport habe nichts mit Politik zu tun, hieß es in den vergangenen Tagen immer wieder. Dass es in Zeiten eines kommerzialisierten und gesellschaftlich überhöhten Sportes doch so ist, liegt auf der Hand! Die Frage „Zuschauen oder boykottieren?“ hat sich nun nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft aus der Fußball-Weltmeisterschaft für die meisten bei uns in Deutschland erledigt. An der Fußball-Weltmeisterschaft im autokratisch regierten Katar hatte sich zurecht eine Diskussion entzündet. Allerdings um Jahre zu spät. Die viel zitierten sportlichen Werte stehen doch schon seit Jahrzehnten im Hintergrund hinter wirtschaftlichen Interessen. Die ethischen Werte, wie Menschenrechte, zählen dagegen nicht viel.

So war es ein eher schwaches „starkes Zeichen“, als sich die Fußballer vor dem ersten Spiel den Mund zuhielten. Eine hilflose Geste. Und es war ein starkes Einknicken vor den Drohungen eines mächtigen „Weltfußballverbandes“ (Fifa).  Was hätte eine kleine Armbinde schon ausgesagt?

Allerdings wurden auch diese schwachen Zeichen sehr wohl wahrgenommen. In Katar und andernorts in der Welt herrscht nun Häme über das deutsche Ausscheiden in der Vorrunde. Genüsslich weisen katarische Politiker auf die Abhängigkeit Deutschlands von ihrem Gas hin und zeigen sich gleichzeitig empört über die Gesten der Fußballer. Sie hätten dem Ansehen Deutschlands geschadet. Wenn das keine Politik ist!

Ein katarischer Minister fragt die deutschen Fernsehzuschauer in den Fernsehnachrichten allen Ernstes, warum Deutschland denn an der Weltmeisterschaft in Russland und den Olympischen Spielen in China teilgenommen habe? Hat er nicht Recht? Hat er! Sportereignisse haben generell nichts in autokratischen Ländern verloren. Gerade auch nicht in Katar. Es gibt noch viele Argumente.

Was ist das für eine Welt, in der das Ausbeuten von Schwachen, und das Leben von ungezählten Arbeitern nicht dem Ansehen eines Staates schaden soll; ein kleiner Protest aber schon? Katar ist zudem ein Staat in dem religiöse Minderheiten, allen voran das Christentum,  es schwer haben, wenn nicht gar ausgegrenzt sind . 

Sportler und deren Verbände tragen eine große Verantwortung, wenn sie ein Land wie Katar in den Mittelpunkt stellen. Die Diskussion darüber hat nun endlich begonnen und darf nicht aufhören.