Pfingsten schenkt Frieden, Trost und Kraft

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Pfingstliche Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Es gibt also keine Verurteilung mehr für die, die zu Christus Jesus gehören. Das bewirkt das Gesetz, das vom Geist Gottes bestimmt ist, das Leben schenkt durch die Zugehörigkeit zu Christus Jesus. Wenn Christus in euch gegenwärtig ist, dann ist euer Leib zwar tot aufgrund der Sünde. Aber der Geist erfüllt euch mit Leben, weil Gott euch als gerecht angenommen hat. Es ist derselbe Geist Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Gott wird auch eurem sterblichen Leib das Leben schenken. Das geschieht durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Römer 8,1–2 und 10–11

Gibt’s was zu feiern, jetzt an Pfingsten? Der Heilige Geist kommt nicht so anschaulich daher wie Krippe und Kreuz samt Weihnachtsbaum und Osterhase. Und dieses Jahr ist alles noch komplizierter, auch die Frage nach Sinn und Zweck des Pfingstfestes. Denn es herrscht Krieg. 

Einfach wegschauen, das Leid in der Ukraine und alle Virus-Ängste verdrängen und sich ablenken? Lässt sich so wirklich frei und beglückend feiern? Mit seinen Gedanken im Römerbrief geht der Apostel Paulus tatsächlich auf diese Fragen ein, auf seine Art, etwas verwickelt, dafür jedoch tiefsinnig und sehr passend zu Pfingsten.

Es geht im Glauben an Jesus Christus um Leben und Tod. Oder besser: um Tod und Leben. Die Not und Furcht von uns vergänglichen Lebewesen wird nicht verdrängt oder verharmlost, sondern ernst genommen. Nicht erst durch eigene Fehler und Versäumnisse ist vieles im Leben bedrückend und erschütternd, sondern schon die friedlosen, konfliktreichen Verhältnisse in der Welt halten mich gefangen. So gesehen lauert überall der Tod, und Böses scheint immer wieder die Oberhand zu gewinnen.

Aber nun erinnert Paulus in all dem unbestreitbaren Jammer sozusagen an den anderen, heilvollen Blickwinkel von Bibel und Kirchenjahr auf die Welt, in die Gott als Menschenkind gekommen ist, zu Weihnachten. Auch dieses Menschenkind erfährt später Gewalt und Schmerz, und Gott leidet mit, entzieht sich dem Sterben nicht. Karfreitag. Dann aber Ostern: bei Gott hat der Tod nicht das letzte Wort, sondern Gott schenkt Leben. Und nicht nur seinem Sohn, sondern allen, die Jesu Gegenwart spüren und daraus Hoffnung schöpfen.

Das ist der Geist Gottes, der von Christus ausgeht. Ein leidgeprüftes, aber getröstetes Urvertrauen. Das Leben, das Jesus uns eröffnet, verheißt Zeichen der Gerechtigkeit auch für die unerlöste Welt. 

So also lässt sich Pfingsten erleben: in mir wohnt nicht nur die Sehnsucht nach Frieden, sondern auch die trostreiche Kraft, auf ihn hin zu leben. In der Ukraine wehren sich die Überfallenen tapfer. Die Weltgemeinschaft sieht nicht tatenlos zu. Geflüchtete finden warmherzige Aufnahme und Hilfe, auch bei uns. Ja, es bleibt gefährlich, das Sterben geht weiter. Aber auch das Leben blüht, Gott erweckt in mir erfrischende Kraft, zuversichtliche Liebe und mutige Besonnenheit. Dieser Geist hilft, manche Schwäche auszuhalten. Und dieser Glaube ist ein Grund zum Feiern. Um des Lebens willen.

Pfarrer Markus Hepp, Dreieinigkeitskirche München-Bogenhausen

Gebet: Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt. Amen.

Lied 564: „Komm, Heilger Geist“