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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über eine Fernheilung Jesu

Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm;  der bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

Matthäus 8,5–13 

Ein Soldat kommt auf Jesus zu, als er die Stadt betritt. Zu erwarten wären jetzt Kontrollen, eventuell eine Zurückweisung oder gar Verhaftung.Es kommt alles ganz anders. 

Der Hauptmann öffnete sich, er erzählt von einer belastenden Situation und Jesus antwortet mit einem Satz, der auch als Frage übersetzt werden kann.  „Und ich soll jetzt kommen und ihn gesund machen, richtig?“ Die Antwort des Hauptmanns könnte nun sehr kurz ausfallen, nämlich zum Beispiel: „Ja!“ oder „Richtig!“, aber was stattdessen kommt, zeugt von tagelangen Vorüberlegungen und intensiver Beschäftigung mit vielen tiefliegenden Fragestellungen. Seine Antwort beginnt mit einer Bitte, genauer einer Für-Bitte, sprich einem Gebet, „Herr, ich bin nicht wert, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Der römische Soldat bittet nicht nur Jesus, sondern er betet und bittet nicht für sich, sondern für einen anderen! Die Geschichte endet damit, dass der kranke Knecht daheim gesund wird. 

Was wir nicht erfahren ist, ob der zuvor Erkrankte überhaupt etwas davon wusste, wie sehr sein Herr von seinem Leid umgetrieben wird oder gar, was er eventuell vorhat zu unternehmen. Wir erfahren auch nicht, was im Hause des Hauptmanns geschieht, nachdem klar ist, der Knecht ist wieder gesund. Ein Fest? Oder schnelle Rückkehr zum Alltag? Was aber durch die Geschichte deutlich wird: Krankheit ist beileibe nichts, was nur die kranke Person selbst etwas angeht. Ähnliches gilt dann auch für den Umgang mit einer möglichen Erkrankung, die noch gar nicht eingetreten ist. 

Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Organspende Ausweis das sind keine Formulare, die jeder für sich ausfüllen und heimlich irgendwo hinterlegen sollte, sondern diese Erfordernisse stellen Aufforderungen dar, sich mit den Liebsten zusammenzusetzen und darüber zu reden: „Was, wenn…?“ 

Und wenn ich als Einzelner etwas dafür tun kann, die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Erkrankung ohne großen Aufwand entscheidend zu verringern, dann hilft das nicht nur mir und meiner Gesundheit, sondern es schützt auch mein persönliches Umfeld und darüber hinaus und ganz konkret die Menschen, die sich zurzeit unter Volllast um kranke Menschen kümmern. 

Dort wo es im Bereich Gesundheit um persönliche Entscheidungen geht, ist nie nur der oder die Einzelne betroffen. Wenn so etwas dennoch passiert, sind wir erschüttert. Ähnliches kann sich auch inmitten einer Großstadt abspielen. In diesen Fällen zeigt sich, dass nicht nur die Dame oder der Herr von Nebenan, sondern auch unser Miteinander schwer erkranken kann. 

Umgekehrt: Wenn wir es schaffen, bei aller Krankheit sozial gesund zu bleiben, in gutem Kontakt zu Gott und unseren Mitmenschen, dann ist sehr viel erreicht. 

Pfarrer Roland Thürmel, Kircheneintrittsstelle Regensburg