Unterwegs zum Ziel unserer Sehnsucht

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Editorial von Susanne Borée zum Weihnachtsfest 2021 im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Das Editorial zum Hören:

 

Und zum Nachlesen:

Schon das Jahr 2020 „erlebten wir als eine ganz besondere Reise – zu uns selbst“: Das schrieb ich Ihnen in der Weihnachtsausgabe vor einem Jahr an dieser Stelle. Dieser Weg hat sich 2021 fortgesetzt: Die anfänglichen Hoffnungen auf „Normalität“ nach dem Impfstart gegen Corona verschoben sich bald ins Ungewisse. 

Auf einer tieferen Ebene aber gilt auch der Satz von Herta Dietrich: „Auf meinem Weg, den Wegen allen, / geh ich zum Ort der Sehnsucht hin …“ Sie finden ihr Gedicht in unserer gedruckten Weihnachtsausgabe. Da unser „Christliches Jahrbuch“ nun auch ein Opfer der Pandemie geworden ist, will die Redaktion Ihnen nun zumindest jetzt einige Gedichte zukommen lassen.

Besser als 2020 schien dieses Jahr 2021 wohl kaum mit seinen Wetterkapriolen und dem schwankenden Grund der Hoffnungen. Voller Schwingungen war es: Die zweite und die dritte Corona-Welle schienen kaum unterscheidbar. Der trügerische „Tanz auf dem Vulkan“ im Sommer konnte kaum das Wissen verdrängen, dass weitere Wogen darauf lauerten, uns im Herbst zu überschwemmen: Lange zuvor war klar, dass die Impfquote nicht ausreichen würde, um einen festen Damm dagegen zu errichten.

Aber selbst ganz reale Fluten stürzten auf uns ein: Nicht nur im Westen Deutschlands, sondern auch in Oberfranken oder an der Aisch und Rezat oder im Alpenraum. Staunend stand ich selbst an einem Juli-Wochenende an einem der Zuleiter zum Brombachsee. Dort ergossen sich schier unendliche Wassermassen hinein. Er diente als Auffangbecken für die überquellenden Flüsse der Region. 

Für einen kleinen Augenblick öffnete dies uns die Augen dafür, dass die Klimakrise längst begonnen hat. Schnell unternahmen wir alles, um dies zu verdrängen.

So vieles stürzte 2021 auf uns ein an überquellender Realität: Trägt uns dagegen unser Sehnsuchtsziel? Glauben wir wirklich an diese „Geburt im Nirgendwo“, wie Horst Prosch für uns ebenfalls dichtete, die unseren Geist und Verstand verändern will – über Weihnachten hinaus? „Dann fällt ins Herz ein Hoffnungsschein“ (Herta Dietrich). Wo findet dies in uns Raum und Resonanz? 

2021 zeigte zugleich: Uns ist nicht versprochen, einfache Wege vor uns zu haben. Doch dass sie zu einem guten Ziel führen. Es bleibt die Sehnsucht auf Geborgenheit, ohne all die Gegebenheiten der Realität zu verdrängen. Gute Reise weiterhin!