Die Kraft der Entschiedenheit

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt über Schwierigkeiten in der Nachfolge

Die Andacht zum Hören:

 

Und zum Nachlesen:

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird‘s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird‘s finden.

Matthäus 10, 34–39

„Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ – gelegentlich reagierten die Jünger so auf Jesu Worte. Eine harte Rede sind auch diese Worte Jesu aus Matthäus 10 an die, die ihm nachfolgen. Sagte nicht Jesus selbst in der Bergpredigt: „Selig sind die Frieden stiften.“ (Mt. 5,9) „Sie werden Schwerter zu Pflugscharen machen!“ verkündet der Prophet Jesaja (Jes. 2,4). In den 10 Geboten ist im 4. Gebot ganz klar: „Du sollst Vater und Mutter ehren…“ – (2. Mose 20,12) – alles Aussagen der biblischen Botschaft, die diesen zugespitzten Jesus-Worten entgegenstehen.

Die Worte Jesu gehen nicht runter wie Öl. Doch sie sind einfach, klar und entschieden. Es geht um viel, ja um alles. Es geht um „Leben gewinnen“ oder „Leben verlieren“. Die Entschiedenheit zieht in den Bann. Jesus macht nüchtern darauf aufmerksam, dass diese Botschaft Menschen spalten und trennen wird, manche in die Aufgeschlossenheit führt, manche in Verweigerung und Verhärtung. Wer sein Leben an diesen Christus verliert, wer ihm nachfolgt, einfältig ohne Ausreden, wird am Ende das Leben gewinnen. Es geht um Nachfolge Jesu ohne Ausreden und Einschränkungen. Eine Entscheidung ist durch nichts zu ersetzen. 

Im Nationalsozialismus, als sich im Alltag die Frage stellte: „Bin ich einem Führer oder Jesus Christus zum Gehorsam verpflichtet?“, gaben diese Worte Jesu Orientierung: Dietrich Bonhoeffer wurde als Mitwisser des fehlgeschlagenen Attentats vom 20. Juli 1944 am 9. April 1945 von den Nazis in Flossenbürg hingerichtet. Die letzten Worte Bonhoeffers: „Das ist das Ende, für mich der Anfang des Lebens!“ zeigen, wie ernst und zutreffend für Bonhoeffer solche Aussagen Jesu waren: „Wer sein Leben findet, der wird‘s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird‘s finden.“

Bonhoeffers Lebensgeschichte macht nachvollziehbar, dass diese Worte Jesu viel mehr im Blick haben als ein gutes Leben auf dieser Welt. Im Buch „Nachfolge“ schreibt Bonhoeffer zur Stelle: „Die Zeit ist kurz. Die Ewigkeit ist lang. Es ist Entscheidungszeit. … Wer sich im Leben zu Jesus gehalten hat, zum dem wird sich Jesus in Ewigkeit halten.“ (Bonhoeffer, Nachfolge, S. 190f, München 15 1985). Die Worte Jesu provozieren Entschiedenheit in der Nachfolge. Die Geschichte Dietrich Bonhoeffers macht einleuchtend, welche Kraft über den Tod hinaus diese Entschiedenheit hat. 

Dekan Jörg Hammerbacher, Weilheim

Gebet:

Vater im Himmel, Du hast mir viel Gutes erwiesen, lass mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen. Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann. Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.

Dietrich Bonhoeffer

(Quelle: Widerstand und Ergebung, DBW Bd. 8, Seite 204f )