Gedanken zum Fließen bringen

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Editorial von Susanne Borée, Redakteurin und Chefin vom Dienst beim Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, wie sich Gedanken eine Stimme geben lassen 

Das Editorial zum Hören:

 

Und zum Nachlesen:

Den Gedanken eine Stimme zu geben, sie zum Fließen zu bringen – das haben wir für Sie ausprobiert. Diesen Text finden Sie nun zum Nachhören auf unserer Homepage www.evangelisches-sonntagsblatt.de. Auch unsere Gedanken in den vergangenen Wochen an Sie, „Liebe Leserinnen und Leser“, stehen dort. Seit Ende August finden sie diese als vorgelesener Podcast und als Text zum Nachlesen unter dem Menüpunkt „Ansichtssachen“.

Gehört oder gelesen – welchen Unterschied macht dies? Das können Sie jetzt einfach ausprobieren und unserem Atemfluss nachspüren. Damit wollen wir Ihnen eine andere Perspektive bieten. Ein kleiner Schritt in Richtung Barrierefreiheit auch für diejenigen unter Ihnen, die besser hören als sehen können. 

Natürlich würde es unseren Rahmen bei weitem sprengen, Ihnen das gesamte Blatt zum Klingen zu bringen. An Ideen mangelt es uns nicht, um unser Angebot multimedial und perspektivenreich aufzufächern. Doch ist das für uns natürlich eine Zusatzleistung, die sich praktisch nur als Hobby verwirklichen ließe.

Immer mehr zeigt das gesprochene Wort im Internet eine eigene Faszination: Nicht nur bei uns, überall im Netz sprießen Podcasts zum Heineinlauschen und Nachhören hervor. Sie lassen sich nebenbei, beim Autofahren oder beim Sport, beim Putzen oder Kochen hören. Trotzdem erscheint das Hineinlauschen intensiver, direkter als das Lesen. Gleichzeitig muss man ihnen aber die Zeit widmen, die sie eben brauchen. Mal schnell „überfliegen“ geht nicht. Beim Vorspulen gehen Lesefluss und Inhalte verloren.

Die Stimmen der Verfasserinnen zeigen Flagge. Sie lassen die Persönlichkeit noch einmal in ganz neuer Form fassbar werden. Beim Zuhören überlassen sich Menschen dem Strom des Vorlesens, den Betonungen und Pausen dabei. Spannend, dass gerade dieses passivere Verhalten den Texten mehr Intensität geben kann. 

Beim Einlesen zeigt sich schon, wie der Atemfluss die Energie speist, die dann auf eine Weitergabe wartet und so den Buchstaben und Wörtern Stimme gibt. 

Wie bahnt er sich sein Bett? Welche Steine oder Schlingpflanzen behindern ihn? Zu verdrechselte Sätze lassen sich nur schwer atmen und so zum Fließen bringen. In unseren Editorials, „Liebe Leserinnen und Leser“, versuchen wir auf diese Weise wieder altbewährt und ganz neu bei Ihnen zu sein.