Roter Teppich für die Zukunft

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Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei seinem Bericht vor der Synode, die digital tagt.Foto: elkb
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei seinem Bericht vor der Synode, die digital tagt.Foto: elkb

Frühjahrstagung der Landeskirche beschäftigt sich mit Landesstellenplanung und Corona

„Ich sehe diese Synodaltagung als eine große Zukunftstagung“, sagte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel am ersten Synodentag vor Journalisten. „Wir rollen mit der Landesstellenplanung den roten Teppich für die Zukunft unserer Landeskirche aus und starten damit auch die nächste Stufe im Zukunftsprozess“, so die Präsidentin. Verschiedene Reformprozesse der Kirche, an der man seit sechs Jahren arbeite, würden nun zusammengeführt.

In ihrer Eröffnungsansprache vor der Synode, die diesmal wieder digital stattfand, verglich sie diese Prozesse mit Zügen. „Und zwar so, dass die Züge ,Landesstellenplanung‘, ,Miteinander der Berufsgruppen‘, „Verwaltungsreform‘, ,Immobilienstrukturprozess‘ und ,Profil und Konzentration‘ nicht kollidieren, sondern aneinandergekoppelt sind.“ Sie sei zuversichtlich, dass diese Reform-Züge die Kirche auch auf kurvenreicher und bergiger Strecke in eine gute Zukunft führen würden. Die Weichen seinen jedenfalls klug und zukunftsweisend gestellt.

Glaube in verletzlicher Corona-Zeit

Das Schwerpunktthema der Sy­node lautet „Glaube in verletzlicher Zeit“. Aufgrund der globalisierten Lebensweise habe sich das Virus weltweit verbreitet und die Gesellschaft erlebe eine Dilemmasituation: Zum einen habe die Pandemie eine Lähmung des gesellschaftlichen Lebens bewirkt, sie habe sich aber auch als „Zukunftsbeschleuniger“ erwiesen, so Preidel. Die Prozesse, die theoretisch vorgedacht waren, müssten jetzt zum Einsatz kommen. Anderseits erlebte die Gesellschaft aber auch die Kirche eine Ohnmacht: Die Frage sei, könne hier der Glaube stärken? Fürsprache für Kinder Besonderes Augenmerk solle die Kirche in der Pandemie auf den Schutz und die Fürsorge von Kindern und Jugendlichen legen. „Kinder und Jugendliche trifft die Pandemie besonders hart“, sagte Preidel.

Sie nähmen Schaden an Leib und Seele, gingen gar verloren, wenn sie jetzt nicht aufgefangen und gefördert würden. „Ich würde mir wünschen, wenn wir uns auch als Synode in dieser verletzlichen Zeit zum Fürsprecher für Kinder und Jugendliche machen und Initiativen entwickeln und Initiative ergreifen!“, so Preidel. Wo bleibt die Seele? „Was macht diese Zeit mit unserer Seele?“, fragte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht vor der Synode. In der öffentlichen Diskussion und in den Nachrichten habe die Frage nach dem Zustand der Seele der Menschen keinerlei Rolle gespielt. Die Frage nach der wichtigsten Auswirkung der Corona-Zeit sei am Schwersten zu beantworten: Zum einen würden Menschen fragen „Warum lässt Gott das zu?“

Die Gefahr sei daher, dass die Krise so zu einer Entfremdung von den Traditionen des Glaubens, für die die Kirche steht, führen könnte. Auf der anderen Seite, so der Bischof, könne die Pandemie zu einer Stärkung des Glaubens führen, „weil Menschen gerade in einer Zeit, in der wir Menschen mit unserem Latein am Ende waren, die Erfahrung gemacht haben, dass der Glaube sie getragen hat.“

Der Bischof begegnete damit dem Vorwurf, der in den vergangenen Monaten immer wieder zu hören war, die Kirchen, gar die Religionen hätten der Pandemie nichts entgegenzusetzen und würden versagen. Das Gegenteil sei der Fall: In der Corona-Pandemie sei laut einer Umfrage die Religiosität bei vielen Menschen gestärkt worden. „Vor allem Menschen, die sich als religiös bezeichnen, beten mehr und nehmen mehr an Gottesdiensten teil.“ Daher sei der Thementag (Bericht folgt) sehr wichtig für die Orientierung der Kirche. „Gemeindehäuser öffnen!“

Rede des Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm

Bedford-Strohm knüpfte an die Rede der Synodalpräsidentin an und lenkte die Aufmerksamkeit der Synodalen auf die Kinder und Jugendlichen, die in der Pandemie besonders betroffen sind. Psychische Auffälligkeiten, Ängste und Depressionen nehmen bei ihnen laut Untersuchungen zu. „Gerade durch die Pandemie werden soziale Unterschiede besonders sichtbar“, mahnte Bedford-Strohm. „Seite an Seite mit der Diakonie leisten wir als Kirche gerne einen Beitrag“, bekannte er und appellierte: „Ich möchte uns alle ermutigen, die Türen der Gemeindehäuser, Jugendwerke und -zentren da, wo es die Inzidenzwerte erlauben, wieder umsichtig zu öffnen!“

Und er ergänzte: „Die evangelische Kirche mit allen ihren Jugendverbänden und -organisationen bietet für Kinder und Jugendliche diese Räume, die so dringend benötigt werden.“ Kürzungen notwendig In einer Welt des Umbruchs könne Kirche nicht einfach so bleiben, wie sie ist. Sie müsse auf Umbrüche und Rahmenbedingungen reagieren und gar das Heft des Handelns in die Hand nehmen, sagte Oberkirchenrat Stefan Reimers, Personalreferent der Landeskirche. Klug konzipieren und gelassen, so solle man an den neuen Landesstellenplan herangehen.

Diskussion über den Landesstellenplan

Seit dem letzten Landesstellenplan sind elf Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit hat die Kirche zwölf Prozent an Mitgliedern verloren. Zudem stehen die Finanzen wegen Corona unter Druck. Dennoch will man nicht zwölf sondern zehn Prozent der Stellen abbauen. So glaube er, dass im Grunde das Verhältnis von Stellen zu Gemeindegliedern durch den Landesstellenplan nun sogar günstiger wäre, als vorher.

In den Gemeinden und Dekanaten schlägt Reimers vor, noch 1.903 theologische, theologisch-pädagogische und Stellen für Kirchen­musiker zu belassen – das ist ein Rückgang von gut 190 Stellen gegenüber der letzten Landesstellenplanung von 2010. Für den Religionsunterricht sind 876,5 Stellen vorgesehen, ungefähr 315 Stellen für den „Landesweiten Dienst“ – wie Kirchenleitung und Ausbildung – dazu kommen noch Stellen in besonderen Einsätzen. Insgesamt sollen 3.182,43 von der Landeskirche finanzierte Personalstellen zur Ver­fügung stehen, sagte der Personalreferent. In der Synode wurde der Plan noch diskutiert.

Die Entscheidung darüber fällt die Synode nach Redaktionsschluss. Ein Bericht folgt. Die Kirchengemeinden und Dekanate hätten nun eine freiere Gestaltungsmöglichkeit, als das zuvor gewesen sei. Der Landesstellenplan halte sich vor Ort soweit wie möglich zurück, so Reimers. „Wie die Stellen letztlich inhaltlich gefüllt werden ist nun eine Entscheidung vor Ort. Es soll soviel Gestaltungsraum wie möglich geschaffen werden“, sagte der Oberkirchenrat. Dieses System baue auf gegensei­tigem Vertrauen auf. „Diese Landesstellenplanung ermöglicht einen Wandel in der Kirche“, so Reimers.