Editorial von Martin Bek-Baier im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern
„Stille Nacht, Heilige Nacht. Dieses Jahr wird’s wahr. Eigentlich gar nicht so schlecht. Es geht sehr laut zu in dieser Welt. Die Unzufriedenen trommeln zum Protest und Aufruhr. Das Sterben das die Pandemie verursacht zeigt uns Grenzen auf. Vielleicht kommen wir zur Besinnung, zum Nachdenken.“ So schreibt ein Freund in seinem persönlichen Jahresrückblick, eine knappe Woche vor Weihnachten.
Christfest ohne Posaunenchöre?
Ja, Weihnachten wird es stiller als sonst. Auch in den Gottesdiensten darf die Gemeinde nicht singen. Posaunenchöre sollen schweigen. Musikensembles dürfen stattdessen spielen. In der einen oder anderen Landgemeinde regt sich dagegen Unmut.
„Musikensembles? Woher soll man die nehmen? Die in der großen Stadt dort oben haben gut reden. Wir haben einen Posaunenchor! Was ist der Unterschied?“
In den vergangenen Wochen, gerade im Advent, haben die Posaunenchöre – hier und auch dort – mit viel Abstand zueinander, aber auch zu den Gemeindegliedern gespielt. Draußen vor der Kirche versteht sich. Das müsste trotz harter Coronaregeln doch auch gehen?
Was geht und was nicht und wie es dann gehen kann, das müssen nun Kirchenvorstände und Pfarrerinnen und Pfarrer herausfinden und darum ringen, wie doch noch ein besinnlicher Weihnachtsgottesdienst jeweils vor Ort stattfinden kann.
Neuanfang zum Christfest
„Weihnachten hat mit Leben und Neuanfang zu tun. Emmanuel, Gott mit uns, schenkt uns diesen Neuanfang. ,Jesus ist kommen Grund ewiger Freuden‘ heißt es in einem alten Kirchenlied“ , schreibt mein Freund weiter. Ein Neuanfang, im wahrsten Sinne des Wortes wird es an diesem Weihnachten werden. Wir müssen unsere eingefahrenen Wege, wie wir Weihnachten feiern, verlassen und Weihnachten im gewissen Sinne neu erfinden. Das gilt für die Gottesdienste und das geistliche Feiern genauso, wie das Feiern im eher kleinen Kreis zuhause.
In jedem Fall wird es intensiver werden, wenn das Laute fehlt, fehlen muss, und die stillen Töne oder die reine Stille angesagt sind. Vielleicht haben wir es gebraucht, weil in unserer sehr lauten Welt, in der die stillen, leisen und kleinen Menschen und Dinge unbeachtet waren. Vielleicht hören und sehen wir so das Wesentliche besser. „Stille Nacht, Heilige Nacht. Dieses Jahr wird’s wahr. Eigentlich gar nicht so schlecht. In diesem Sinne: Frohe Weihnacht!“