Editorial: Warnzeichen übersehen

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Martin Bei-Baier Editorial Hintergrundbild Kraus

Jetzt ist es genauso gekommen, wie es die Wissenschaftler vorausgesagt, ja uns geradezu täglich vorgebetet haben: Wenn wir uns nicht an die einfachsten Hygiene-Regeln halten, wird eine zweite Welle der Pandemie unser Land, ja die Welt erfassen. Jetzt ist sie da! Manche reagieren kopflos, manche leugnen es immer noch und manche schauen fassungslos auf das Geschehen. Aber sie denken nur an sich. Ihre Wünsche und Forderungen stehen im Mittelpunkt.

Doch die Pandemie ist nicht das Schlimmste, was uns ereilen kann. Auch vor dem Klimawandel warnen die Wissenschaftler vehement. Wenn wir die Warnzeichen übersehen, wenn wir nichts tun, wird er uns und unser Leben radikal verändern, ja die Grundlagen für unser Leben auf der Erde zerstören. Auch hier: Manche reagieren kopflos, manche leugnen es immer noch und manche schauen fassungslos auf das Geschehen.

Für das Sonntagsblatt bin ich weit herumgekommen: Südamerika, Afrika und Südostasien. Überall seit Jahren dasselbe Bild: Die Menschen wissen weltweit vom Klimawandel. Er betrifft sie schon längst – viel stärker als uns. Es sind dort
in den Ländern aller Kontinente die Bauern, vor allem die Kleinbauern, die von ihren kleinen Feldern und ohnehin kärglichen Ernten leben müssen, die am meisten betroffen sind.

„Schönreden hilft nicht mehr!“, sagte Pfarrer Wolfgang Schuhmacher am Kunst-Tag der Evangelischen Tagungsstätte Wildbad Rothenburg. Eine tiefe Kluft tut sich auf zwischen denjenigen, die die Klimakrise leugnen und denen die mahnen. Hier muss die Kirche als Mahner und Wegbereiter eine Rolle spielen. Kirche kann bewegen. Kunst kann bewegen. Hier ist christliches Verantwortungsbewusstsein gefragt. Daher will das Wildbad mit seinem experimentellen Kunstprojekt das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung schärfen und politische Prozesse visionär befruchten, wie Schuhmacher ausführte. 

Ob die Erfahrungen aus der Corona-Krise das Bewusstsein der Menschen auch für die Klimakrise schärfen kann? Der Umwelt- und Klimabeauftragte der Landeskirche, Wolfgang Schürger ließ am Kunst-Tag keinen Zweifel daran: Die christliche Hoffnung an Gott, der die Erde hält und die christ-liche Verantwortung füreinander und für die Welt kann dazu führen, dass jeder Christ an seinem Platz etwas beiträgt zur Veränderung.